Wissenschaftsjahr 2007 - Dynamiken der Religionsgeschichte zwischen Asien und Europa

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Dynamiken der Religionsgeschichte zwischen Asien und Europa

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Prof. Dr. Volkhard Krech
Ruhr-Universität Bochum, Religionswissenschaft


Spätestens seit den Arbeiten von Edward Said, Talal Asad und anderen wissen wir um den Konstruktionscharakter des westlichen Blicks auf "den Orient" vom Nahen Osten bis Japan. Umgekehrt war und ist auch "das christliche Abendland" häufig ein Kampfbegriff; neuerdings kommt - analog zum "Orientalism" - ein "Occidentalism" hinzu. Die geopolitischen Folgen dieser Konfrontation stehen unmittelbar vor Augen und kulminieren in Samuel Huntingtons These vom "clash of civilizations". Allerdings waren und sind Europa und Asien weder homogene Größen, noch entwickelten und bilden sie sich weiterhin ohne wechselseitige Beeinflussung fort. Was sich heute unter dem Stichwort Globalisierung an weltumspannenden Bezügen zeigt, hat bereits in der formativen Phase der großen kulturellen und religiösen Traditionsgeflechte seinen Ausgang genommen. Jenseits klischeehafter Stereotypisierung und ideologischer Verzweckung richtet sich das Internationale Kolleg für Geisteswissenschaftliche Forschung auf die Entstehung und Entwicklung der religiösen Traditionsgeflechte Eurasiens in der und durch die Begegnung und Konfrontation miteinander. Die Verschränkung von Selbst- und Fremdwahrnehmung, von Adaption und Abgrenzung, die in den Kulturwissenschaften selbstverständlich geworden ist, wird als wichtigste Konstituente auch der religionsgeschichtlichen Dynamiken vorausgesetzt. Die Ausgangsthese des Kollegs besteht darin, dass sich die großen religiösen Traditionen im wechselseitigen Kontakt miteinander konstituieren, etablieren und weiterentwickeln.

Das Kolleg setzt sich aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Ruhr-Universität Bochum sowie aus internationalen Fellows, Post-Docs und Doktoranden zusammen. Die Kollegiatinnen und Kollegiaten gehören folgenden Disziplinen an: Religionswissenschaft, Evangelische und Katholische Theologie, Islamwissenschaft, Japanologie, Koreanistik, Sinologie, Indologie, Judaistik, Gräzistik, Latinistik, Geschichtswissenschaft und Philosophie. Die Arbeit gliedert sich während der nächsten sechs Jahre in vier Schwerpunkte:

1) die Verdichtung ethischer und religiöser Traditionsgeflechte

2) Kontakte während ihrer Ausbreitung und Diversifizierung

3) die Herausbildung des Kollektivsingulars "Religion" und Entwicklung religiöser Grundbegriffe in interkultureller Perspektive

4) Religion und ihre Reflexion im Zeitalter von Kolonialismus und Globalisierung.

Um eine Verschränkung von historischer und gegenwartsorientierter Perspektive zu ermöglichen, werden jeweils zwei der vier Schwerpunkte in einer Phase gemeinsam bearbeitet. Anhand von philologischen und historischen Studien werden systematische Kriterien für eine Komparatistik entwickelt und erprobt, mittels derer sich Differenzen und Gemeinsamkeiten von Religionen im Kontext der allgemeinen Religionsgeschichte sowie die verschiedenen kulturellen und gesellschaftlichen Bedingungen der Unterscheidung zwischen dem Religiösen und dem Säkularen aufzeigen lassen. Das wissenschaftliche Ziel besteht darin, auf der Basis einer Typologie der Religionskontakte zwischen Adaption und Abgrenzung eine Theorie des Religionstransfers zu erarbeiten, die auch für die allgemeine Kulturtransfertheorie von Bedeutung ist. Dabei wird eine verständigungsorientierte Hermeneutik sowohl zugrunde gelegt als auch anhand der begriffsoffenen Methodik weiterentwickelt, die zu einem gesellschaftlichen Diskurs über die wechselseitige Anerkennung beiträgt.


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