Wissenschaftsjahr 2007 - Allgemeine Literaturwissenschaft

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Allgemeine Literaturwissenschaft

Anfänge

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit Literatur speist sich im Wesentlichen aus drei Quellen. An den frühneuzeitlichen Universitäten gehörten Lehrstühle für Rhetorik und Poesie zur traditionellen Ausstattung. Allerdings widmeten sich die Gelehrten vorwiegend der Frage, welchen Ansprüchen sprachliche - ausschließlich lateinische - Kunstwerke gerecht werden mussten, um als solche anerkannt zu werden. Dabei ließen sie sich lange Zeit von den Gedanken des griechischen Philosophen Aristoteles leiten, der einen Kriterienkatalog für die verschiedenen poetischen Gattungen hinterlassen hatte.

Der Roman hingegen galt bis ins 19. Jahrhundert hinein als populäre Gattung, in den Augen mancher Zeitgenossen gar als moralisch fragwürdig und vulgär. Deshalb wurde er von den Universitäten kaum beachtet. Allerdings stellten die Romanschriftsteller selbst Überlegungen zu ihrem Schaffen an und publizierten diese auch - meist als Vorwort zu ihren Romanen. Die dritte Quelle, aus der die heutige Literaturwissenschaft hervorging, waren jene Gelehrten, die im 17. und 18. Jahrhundert daran gingen, literarische Werke - vorwiegend aus dem Bereich der Wissenschaften - in allgemeinen Bibliografien zu verzeichnen.

Gegenstand

Im Mittelpunkt der Arbeit von Literaturwissenschaftlern steht der Text. Dabei wird Text zumeist als schriftlich niedergelegte Sprache begriffen. Traditionelles Tätigkeitsfeld von Literaturwissenschaftlern ist die Beschäftigung mit literarischen Stoffen und Motiven aus der Vergangenheit und der Gegenwart. Zwei zeitliche Schwerpunkte lassen sich voneinander unterscheiden - die Ältere und die Neuere Deutsche Literaturwissenschaft. Erstere legt das Augenmerk auf die deutsche Literatur zwischen dem frühen Mittelalter bis zum Übergang zur Neuzeit an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert. Sie ordnet Autoren und ihre Werke in Epochen und systematisiert die in mittel- und althochdeutscher Sprache verfassten Texte nach Gattungen, Stoffen und Motiven.

Die Neuere Deutsche Literaturwissenschaft hat - anschließend an die Ältere - die literarischen und nichtliterarischen Texte in deutscher Sprache ab dem 16. Jahrhundert im Blick. Sie analysiert und interpretiert die Stoffe, zu denen auch Dramen und Filme zählen, und erarbeitet Methoden und die theoretischen Grundlagen zur Deutung von Texten. Ähnlich wie in der Älteren Deutschen Literaturwissenschaft stellt sich auch die Neuere der Aufgabe, Autor und Werk unterschiedlichen Epochen zuzuordnen und in literarische Gattungen einzuteilen. Die vergleichende Literaturwissenschaft schließlich blickt über den deutschen Sprachraum hinaus und setzt kulturell unterschiedliche Wirkungskreise unter übergeordneten Gesichtspunkten miteinander in Beziehung.

Methodik

Neben den Genuss und das sinnliche Vergnügen, welche die Lektüre von Literatur bereitet, tritt in der gleichnamigen Wissenschaft der professionelle, methodisch disziplinierte Blick. Mit dessen Hilfe nimmt das Fach seine Aufgabe wahr, Texte einzuordnen, zu bewerten und vor allem zu interpretieren - das heißt, zu deuten. Dabei steht der Wissenschaft eine große Bandbreite theoretischer Grundlagen und Methoden zur Verfügung, die zum Teil auch miteinander konkurrieren. Hermeneutische Ansätze stehen im Wettbewerb mit empirischen Bewertungsmaßstäben. Der eine sieht seine Aufgabe im tieferen Verstehen eines literarischen Werks, indem er sich darin "einlebt", der andere begreift es als Bestandteil eines Systems gesellschaftlichen Handelns.


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