Wissenschaftsjahr 2007 - Philosophie

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Philosophie

Wer bin ich, wo komme ich her, wohin gehe ich? Die Suche nach dem Sinn des Lebens, wie sie in dieser Reihe von Fragen zum Ausdruck kommt, zieht fast jeden Menschen irgendwann in seinem Leben in ihren Bann. Stellt er sich der Aufgabe, beginnt er zu philosophieren.

Der Anfang

Am Anfang steht das Staunen. Das Staunen über sich selbst, über die Welt und das Universum. Platon, Altmeister der abendländischen Philosophie, hat es auf den Punkt gebracht. "Das Staunen ist die Einstellung eines Mannes, der die Weisheit wahrhaft liebt, ja es gibt keinen anderen Anfang der Philosophie als diesen. " Der norwegische Schriftsteller Jostein Gaarder schreibt in seinem Bestseller "Sofies Welt": "Das einzige, das wir brauchen um gute Philosophen zu werden, ist die Fähigkeit uns zu wundern."

Die Tradition

Staunen, sich wundern, Erklärungen finden. Seit jeher versucht der Mensch, sich einen Reim auf das Universum, das ihn umgibt, zu machen. Das ist heute nicht anders als in der Antike. Der deutsche Philosoph Karl Jaspers klagte: "Wir sind gewiss weiter als Hippokrates, wir sind aber kaum weiter als Platon. " Woran liegt es, dass - wie Jaspers mit diesem Satz meint - die Philosophie seit mehr 2000 Jahren keine Fortschritte gemacht hat? Es ist schlichtweg unglaublich schwierig, zu verstehen und plausibel zu erklären, was die Welt im Innersten zusammenhält. Die Antworten auf die Grundfragen des Lebens sind so zahlreich, wie es Philosophen gibt. Es fällt schwer, der Philosophie feste Konturen zu verleihen, sie allgemeingültig zu definieren. Der deutsche Physiker und Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker hat einmal bekundet: "Philosophie ist die Wissenschaft, über die man nicht reden kann, ohne sie selbst zu betreiben."

Die Besondere Wissenschaft

Der Philosophie geht es weniger darum, vordergründige Gesetzmäßigkeiten, in denen sich unser Leben abspielt, zu entdecken. Mit Hilfe von Physik, Mathematik und Biologie können zwar Naturgesetze ausgedrückt werden. Aber die Frage, ob oder in welchem Umfang diese Gesetze dem Menschen nutzbar gemacht werden sollten, beantworten diese Wissenschaften nicht. Zwar mag es technisch möglich sein, eine Atombombe zu bauen; zwar ist die Wissenschaft inzwischen in der Lage, Lebewesen zu klonen. Aber ist das eine wie das andere auch wünschenswert und vertretbar? Weil sich die Philosophie mit grundlegenden Themen, Methoden und Resultaten aller anderen Wissenschaften beschäftigt, wird sie auch als Fundamentalwissenschaft bezeichnet.

Der Schlüssel

Vielleicht ist Vernunft der wichtigste Schlüssel, um sich dem Geheimnis der Philosophie zu nähern. Die Philosophie fordert dazu auf, um mit dem Königsberger Denker Immanuel Kant zu sprechen, sich "seines eigenen Verstandes zu bedienen!" Das heißt, mit Hilfe des rationalen, von jedermann nachprüfbaren Denkens den Dingen auf den Grund zu gehen. Und zugleich sucht die Philosophie methodisch den unterschiedlichen Formen und Erscheinungsweisen der Vernunft Rechnung zu tragen.

Die Erkenntnistheorie

Leichter gesagt, als getan. Zumindest, wenn die Erscheinungen, mit denen unser Verstand umgeht, ihrerseits schwer zu fassen sind und uns bisweilen täuschen können. Wer hat denn den Beweis erbracht, dass die Dinge, die wir mit Augen, mit Nase, mit Ohren und unserem Tastsinn wahrnehmen, tatsächlich der Realität entsprechen? Wird uns vielleicht, wie Platon in seinem berühmten Höhlengleichnis beschreibt, nur eine vermeintliche Wirklichkeit vorgegaukelt? Die Erkenntnistheorie, eine Teildisziplin der Philosophie, nimmt sich dieser Problematik an. Sie stellt die Möglichkeiten und Grenzen unserer Wahrnehmung auf den Prüfstand und erforscht allgemein die Fähigkeit des Menschen, Wissen zu erlangen und zu sichern. Was kann ich wissen? lautet die Frage, die diese Disziplin begründet. Kant hat sie gestellt. Er hatte weitere Fragen.

Die Ethik

Die nächste lautete: Was soll ich tun? Daran versucht sich die Ethik. Es geht darum festzustellen, was gut ist und was böse. Die Ethik sucht mit Hilfe der Vernunft nach Kriterien für die Beurteilung von Handlungen und bewertet diese hinsichtlich ihrer Motive und Konsequenzen. Da sich aus diesem Ansatz auch Handlungsanweisungen ableiten lassen, zählt die Ethik - im Unterschied zur theoretischen Erkenntnistheorie - zur praktischen Philosophie. Eine der wichtigsten ethischen Handlungsanweisungen ist in Kants so genanntem kategorischen Imperativ zusammengefasst: "Handle nur nach derjenigen Maxime, von der du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde."

Die Metaphysik

Was darf ich hoffen? Kants dritte Frage steckt ein ähnlich weites Feld ab, wie es Leibniz im Blick hatte, als er sich Ende des 17. Jahrhunderts wunderte: Warum gibt es überhaupt etwas und nicht vielmehr nichts? Dahinter verbirgt sich das Arbeitsfeld der Metaphysiker, die gewissermaßen den Kern des philosophischen Fragenkatalogs beackern, indem sie sich bemühen, Wege aus der Unerklärlichkeit unseres Daseins zu finden und sich dem "Sinn von Sein" zu nähern.

Oder, um Goethes Faust noch einmal zu zitieren, auszuloten, was die Welt im Innersten zusammenhält.

Anthropologische Überlegungen

Was ist der Mensch? Was haben wir eigentlich in dieser Welt zu suchen, in welchem Verhältnis stehen wir zur Lebenswelt, die uns umgibt?  Die philosophische Anthropologie stellt Überlegungen zum Menschen schlechthin an. Sie beschäftigt sich mit dem Wesen des Menschen, also mit dem "Ewigen" in ihm und an ihm, aber auch mit seiner Leiblichkeit und ihren Bedingungen. Dazu gehört letztlich auch die Frage, ob der Mensch überhaupt in der Weise vernunftbegabt ist, wie die optimistisch denkenden Aufklärer vermuteten. In der gegenwärtigen Philosophie geht es vor allem um Vernunftkritik - auf der Grundlage von Sprachanalyse.

Die Wortherkunft

Das Wort Philosophie stammt übrigens aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie: Liebe zum Wissen/Weisheit. Und wie das bei Liebe oft ist: Wer ihren Gegenstand zu fassen versucht, stellt manchmal fest, dass der sich immer wieder entzieht. Zumindest Sokrates' Erkenntnis mag dann dem Philosophierenden aber gewiss sein:  Ich weiß, dass ich nichts weiß.


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