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F.A.Z.-Redakteure beantworteten Forschungsfragen

                                                                                                                                                   

GünterPaul Dr. Günter Paul ist Physiker und Redakteur im Ressort „Natur und Wissenschaft“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:

Warum schießt man Atommüll nicht ins All?

"In den vergangenen Jahrzehnten haben sich auf der Erde große Mengen an Atommüll angehäuft, für die dringend ein Endlager benötigt würde. Es müsste über lange Zeit sicher sein – so lange, bis auch die Radioaktivität der langlebigsten radioaktiven Isotope bis auf den natürlichen Pegel abgeklungen ist, damit auch für kommende Generationen kein Strahlenrisiko besteht (...)" 

                                                                                                                                                    
GünterPaul

Dr. Günter Paul ist Physiker und Redakteur im Ressort „Natur und Wissenschaft“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:

Warum sehen Dinge die sehr weit weg sind sehr klein aus, wie z.B. Sterne?

"Wie groß ein Gegenstand dem Betrachter erscheint, ist in erster Linie nicht davon abhängig, wie groß er tatsächlich ist. Entscheidend ist, unter welchem Winkel der Betrachter ihn sieht. Der Mond beispielsweise erscheint unter dem Winkel - linke Mondseite/Betrachter/rechte Mondseite - von einem halben Grad. Der Betrachtungswinkel eines Objekts wiederum wird desto kleiner, je weiter dieses vom Betrachter entfernt ist. Das kann man leicht selbst erkennen, wenn man den Daumen einer Hand betrachtet und überprüft, wie viel vom Hintergrund er verdeckt. (...)" 

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Joachim Müller-Jung ist Diplombiologe und Redakteur für die Fachgebiete Medizin, Biologie und Umwelt im Ressort "Natur und Wissenschaft" der Frankfurter       Allgemeinen Zeitung.

Ich teile max.75% der Gene mit meiner Schwester. 98,7% der Gene teile ich mit einem Schimpanse. Wiso ist meine Schwester kein Affe?

"Wenn die Frage so richtig gestellt wäre, dann könnte man natürlich auch die berechtigte frage stellen, warum nicht jeder Schimpanse (und Gorilla und Orang Utan) nun endlich als Bruder (wenigstens als Gattungswesen) zu akzeptieren ist. Offensichtlich geht hier aber etwas durcheinander. So einfach lassen sich  Prozentzahlen nicht vergleichen, ohne die Basis zu kennen.  Bei den Unterschieden von Schimpanse zu Mensch vergleichen Anthropologen global die Verschiedenheiten in der Basenabfolge oder es werden die Unterschiede in der Aktivität der Gene miteinander verglichen. In beiden Fällen findet man, sofern der ganze Körper betrachtet wird und nicht einzelne Organe, in denen sich die Aktivitäten stark unterscheiden können, dass Mensch und Schimpanse zwischen 96 und 99 Prozent  genetisch ähnlich sind.(...)"

GünterPaul

Dr. Günter Paul ist Physiker und Redakteur im Ressort „Natur und Wissenschaft“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:

Wie schafft es der Mond, dass er das Meer mehrere Meter heben und senken kann?

"Schon Newton hat erkannt, dass ein und dieselbe Kraft den Apfel vom Baum fallen lässt und den Mond auf seiner Bahn hält – die Gravitations- oder Schwerkraft der Erde. Jeder Körper hat eine solche Schwerkraft aufgrund seiner Masse, und mit dieser Kraft zieht er andere Massen an. Der Mond hebt auf diese Weise das Meer um mehrere Meter (Flutberg), wenn er darüber hinwegzieht. In gleicher Weise zerrt er auch an der festen Kruste der Erde, die aber wesentlich stabiler ist und ihre Höhe daher viel weniger ändert. Rechnerisch wird das Meerwasser durch den Mond beschleunigt, und das Ausmaß der Flut erhält man, wenn man den Betrag dieser Beschleunigung zur Fliehkraft eines Punktes auf der rotierenden Erde addiert. Steht der Mond auf der entgegengesetzten Seite der Erde, ergibt sich rechnerisch ebenfalls ein Flutberg. Deshalb ist zweimal pro Tag eine Flut zu verzeichnen – genauer: eine in 12 Stunden 25 Minuten wegen der Bewegung des Mondes um die Erde. Genau dazwischen findet jeweils die Ebbe statt."

Laura Höflinger Laura Höflinger studiert Wissenschaftsjournalismus an der Hochschule Darmstadt und schreibt für die Frankfurter Allgemeine Zeitung im Ressort "Natur und Wissenschaft":

Ist es wahr, dass wir Menschen nur einen geringen Teil unserer Gehirnkapazität nutzen?

"Falsch! Wir benutzen unser gesamtes Gehirn. Darin sind sich Neurologen schon lange Zeit einig. Dennoch hält sich das Gerücht besonders hartnäckig. Immer wieder spricht man in dem Zusammenhang auch davon, dass wir „nur zehn Prozent unseres geistigen Potentials nutzen“. Würden wir es schaffen, die restlichen neunzig Prozent zu aktivieren, eröffne uns das den Weg zu höherer Intelligenz oder gar zu übersinnlichen Fähigkeiten, versprechen „Gehirn-Trainer“. Auch die Scientology-Sekte wirbt mit dem Zitat, daneben ein Porträt des Physikers Albert Einsteins. Der soll den Satz angeblich einmal so gesagt haben. Das gilt aber als zweifelhaft. Offiziell dokumentiert worden, ist es jedenfalls nie.

Wissenschaftlich spricht auch einiges gegen eine solche Behauptung. Da wäre zum einen der wahre Heißhunger unseres Gehirns: Trotz seiner vergleichsweise geringen Masse, verbraucht es enorm viel Energie. Einen Großteil unserer grauen Zellen ein Leben lang umsonst zu versorgen, wäre evolutionär wenig sinnvoll. Jede Gehirnregion übernimmt zudem eine wichtige Aufgabe. Das beweist, wie katastrophal sich selbst kleine Verletzungen auswirken, etwa nach einem Schlaganfall.Im Jahr 2007 haben sich die beiden amerikanischen Wissenschaftler Rachel Vreeman und Aaron Carroll dennoch noch einmal daran gemacht den Mythos zu überprüfen. Sie nutzten dazu bildgebende Verfahren, machten also Aufnahmen, die zeigten welche Areale im Gehirn wann aktiv sind. Das Ergebnis: Kein Bereich unseres Gehirns bleibt dauerhaft still. Richtig hingegen ist, dass nicht alle Nervenzellen gleichzeitig arbeiten. Sondern, je nachdem, ob wir schlafen, laufen oder Musik hören."

Portrait Müller-Jung Bild in der Großansicht Joachim Müller-Jung ist Diplombiologe und Redakteur für die Fachgebiete Medizin, Biologie und Umwelt im Ressort "Natur und Wissenschaft" der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:

Beugt Kaffee trinken gegen Alzheimer vor?

"Dafür gibt es inzwischen eine Reihe Indizien. Regelmäßig drei bis fünf Tassen täglich, getrunken in jüngeren Jahren, scheint das Demenzrisiko im hohen Alter spürbar zu senken. Beeindruckende Zahlen legte zuletzt eine große finnische Studie vor, bei der knapp 1400 Männer und Frauen gut 21 Jahre beobachtet wurden. Sechzig Demenzen, darunter 48 vom Alzheimer-Typ, wurden festgestellt. Kaffeetrinker mit einem mittleren Tagespensum von drei bis fünf Tassen hatten ein Alzheimerrisiko, das 65 Prozent unter jenem der Kaffeeabstinenzler lag. Ob das wichtigste Alkaloid, das geschmacksgebende Koffein, oder ein anderer der vielen hundert Wirk-, Mineral- und Aromastoffe schützt, ist ebenso unklar wie die Wirkungsweise. Effekte auf die Dopaminproduktion und an der Blut-Hirn-Schranke sind beschrieben.  Beinahe schon spektakulär sind neueste Befunde aus Tierversuchen, die vor allem das Koffein als entscheidenden Faktor hindeuten. Bei sogenannten Alzheimer-Mäusen, denen Forscher aus Florida entsprechende Koffeinmengen ins Wasser mischten,  verringerten sich allmählich die Mengen der im Blut und Gehirn von Alzheimerpatienten zirkulierenden Beta-Amyloidproteine. Kaffee als Alzheimer-Medikament? Klinische Studien sind angelaufen."

GünterPaul

Dr. Günter Paul ist Physiker und Redakteur im Ressort „Natur und Wissenschaft“ der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:

Warum ist es zum Urknall gekommen?

"Die Frage hängt eng mit der Überlegung zusammen, ob die Welt von einem Schöpfer erschaffen wurde oder ob sie von selbst entstanden ist. Der Astrophysiker kann zumindest jetzt noch keine definitive Antwort liefern, weil er sich an die Physik halten muss. Verfolgt man die Entwicklung des Universums zurück in die Vergangenheit, kommt man zu immer größeren Dichten und höheren Temperaturen, bis man den Urknall erreicht: Der Raum ist unendlich klein, Dichte und Temperatur sind unendlich groß. Das ist in der Physik eine sogenannte Singularität - ein Grenzzustand, in dem die physikalischen Gesetze nicht anwendbar sind. Ebenso, wie man niemals durch null dividieren kann. Deshalb führt in der klassischen Physik die Frage, was vorher war, nicht weiter - und entsprechend muss die Frage, warum es zum Urknall kam, unbeantwortet bleiben.Nun gibt es allerdings Physiker, die versuchen, ohne das Standardmodell der Physik in Grenzregionen vorzustoßen, und die gehen unter anderem der Frage nach, ob nicht ein Schwarzes Loch in unserm Universum mit einem Urknall in einem andern Universum verbunden sein könnte. Oder, ob man mit Gesetzen, die im Standardmodell der Physik nicht gelten, in eine Zeit vor Entstehung unseres Universums gelangen und den Urknall dabei sogar überspringen oder überflüssig machen kann. Bislang fehlt aber jegliche Möglichkeit, solche Modelle durch Messdaten zu verifizieren. Und entsprechend kann der Astrophysiker ehrlicherweise auch nicht ausschließen, dass der Urknall ein göttlicher Schöpfungsakt ist."

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Joachim Müller-Jung ist Diplombiologe und Redakteur für die Fachgebiete Medizin, Biologie und Umwelt im Ressort "Natur und Wissenschaft" der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.

Warum lebt der Mensch nicht ewig?

Logo_F.A.Z "Die Natur, auch die menschliche, ist weder dazu konstruiert, noch so organisiert, dass die Organismen, die sie hervorbringt, ewig weiterleben. Ob wir es wollen oder nicht, Vergänglichkeit ist erst die Voraussetzung, dass der Mensch entstehen konnte. Denn zu den Prinzipien der Evolution gehört, dass das Alte immer wieder dem Neuen Platz machen - und ihm Raum zur Entfaltung lassen - muss. Genetisch programmiert jedoch ist dieser Vorgang scheinbar keineswegs. Es sind zar mehr als Dutzend Erbanlagen identifiziert worden, die an unumkehrbaren Schäden im Körper, die schließlich zum Sterben führen. Aber biologisch begrenzt wird die Lebensdauer offenbar ebenso gut von nichtgenetischen Einflüssen, etwa durch aggressive Moleküle im Stoffwechsel oder zufällige Fehler in der Genreparatur. Die Welt verändert sich, und auch der Mensch muss sich anpassen. Unvollkommenheit ist darin eine wichtige Option auf die Zukunft."


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