Das Jahr der Mathematik - Wissenschaftsjahr 2008 Mirko Slomka, Fußball-Trainer

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Mirko Slomka, Fußball-Trainer

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Herr Slomka, warum haben Sie sich für ein Mathematik-Studium entschieden?
Nicht nur die Sportwissenschaft fasziniert mich. Mathematik hilft, Probleme zu analysieren und zu lösen. Ich empfand die Kombination Sport und Mathematik als ideal.


Waren Sie bereits in der Schule ein Mathe-Ass?
Ich hatte mich für dem Mathe-Leistungskurs entschieden, und zwar vor allem aus rationalen Gründen: Ich brauchte ihn für meine Fächerkombination. Aber Mathe hat mir auch viel Spaß gemacht. Alles in allem war ich schon ein ordentlicher Schüler. Doch zunächst hatte ich insgesamt wenig Freude an der Schule. Erst als ich mit Lehrern zusammenarbeiten durfte, die uns Schüler begeisterten und den Spaß am Lernen weckten, wurde auch für mich die Schulzeit unvergessen. 

Mathematiklehrer konnten Sie also nicht ärgern?
Womöglich waren wir Schüler eher ein Ärgernis für die Lehrer. Meine Schulzeit war diesbezüglich sehr lustig. In Mathematik waren meine Lehrer allerdings unerbittlich – und das war auch gut.

Was fasziniert Sie an Mathematik?
Ich habe mal gelesen, dass wir alle jeden Tag von Mathematik umgeben sind. Und das stimmt. Unser Alltag wird durch Mathematik nachhaltig bestimmt, ohne Mathematik gäbe es keinen Fortschritt. Durch Mathematik wird besonders das logische Denken gefördert, was mir im Leben mitunter sehr hilft.

Wie hängen Mathematik und Fußball zusammen?
Die Erkenntnisse aus der Mathematik sind im Sport sehr hilfreich. Auch im Fussball profitiere ich als Trainer stark davon. Im besonderen hat sich die Spielanalyse aus mathematischen Methoden weiterentwickelt. Die Datenerfassung spielt eine übergeordnete Rolle im Fußball.

Sind Sie als Trainer so erfolgreich, weil Sie Mathe können?
Nein. Fußballfachkenntnis und Sportwissenschaft sind sicher das A und O. Aber daneben tragen analytisches Verständnis und logisches Denken zweifelsohne zum Erfolg bei – ebenso wie harte Arbeit.

Wie heißt die Formel für Erfolg?
Wäre der Erfolg berechenbar, könnte der Fußball nicht so viele Fans begeistern. Sollte es dennoch möglich sein, wären die Variablen Tagesform und Glück sicher Bestandteile einer solchen Formel, in der am Ende als Ergebnis ein Tor mehr als beim Gegner stehen sollte.

Im Fußball regiert auch der Zufall, versuchen Sie als Mathematiker, diesen für sich zu nutzen?
Der Zufall ist sicher schon ein wesentliches Element des Sports, besonders des Mannschaftssports. Aber man kann ihn beeinflussen, man kann lernen, ihn zu nutzen. Dann sieht es weiterhin nach Zufall oder Glück aus, ist aber programmiert.

Welche Eigenschaften der Mathematik helfen Ihnen auf dem Platz?
Während des Spiels gibt es ständig neue Situationen, auf die der Trainer in extrem kurzer Zeit mit dem richtigen taktischen Mittel reagieren muss. Analytisches Denken und geometrische Zusammenhänge spielen hier eine Rolle.

Welche geometrischen Formen sind Ihnen auf dem Fußballfeld die liebsten: Der Schusskreis, die Viertel- und Mittellinie, oder das Tor-Rechteck?
Das gegnerische Torrechteck hat seinen Reiz, wenn ein Ball von uns dort einschlägt. Ansonsten beschäftige ich mich eher mit Viererketten und Rauten. Es geht um die Frage: Wie kann ich die vorhandene Fläche, das Spielfeld, räumlich optimal mit Spielern besetzen?

Für die perfekte Flanke ist der richtige Winkel oder das Ballgefühl wichtiger?
Am wichtigsten sind gute Flugeigenschaften des Balles, die mit Hilfe der Gruppentheorie dargestellt werden können. Perfekt ist sie zudem, wenn sie verwertet werden kann – ob mit oder ohne Ballgefühl...

Wie berechnet man eine Bananenflanke?
Diese Frage haben sich schon viele Torhüter gestellt, nachdem sie wieder einmal an einer solchen Bananenflanke vorbeigehechtet sind. Die richtig guten sind natürlich unberechenbar.

Was ist ein Schalker Kreisel?
Der Schalker Kreisel beschreibt ein perfektes Offensivspiel mit Kurzpasskombinationen und ständiger Überzahl am Ball. Um es mathematisch auszudrücken: Es werden ständig neue Dreiecke auf dem Spielfeld gebildet, so dass der Ballführende immer zwei Anspielstationen hat.

Haben Fußball-Spielzüge etwas mit Mathematik zu tun?
In erster Linie mit guten Spielern. Und mit deren Phantasie. Denn mit mathematischen Vorträgen brauche ich in der Kabine niemandem zu kommen. Aber natürlich geht es bei der optimalen Raumaufteilung des Spielfeldes um geometrische Formen. Es geht darum, wie man auf den kürzesten Wegen eine Überzahl am Ball herstellt. Es geht bei Spielsystemen wie 4-4-2 oder 4-3-3 um die Abstände der Reihen zueinander. Das sind alles Dinge, die nach intensivem Training intuitiv beherrscht werden müssen – denn viel Zeit für analytisches Denken hat der Spieler während des Spiels nicht mehr.

Nutzt Ihnen Mathematik auch privat? 
Die Grundrechenarten sicherlich - und gerne schaue ich auf die Schulaufgaben meiner Tochter...

Welche Zahl trugen Sie als Spieler auf dem Rücken und welche Bedeutung hat diese für Sie?
Die Rückennummern hattten zu meiner aktiven Zeit noch nicht die Bedeutung von heute. Je nach Position wurden die Trikots verteilt.

Wenn Sie zum Abschluss noch folgenden Satz ergänzen könnten: Mathe zählt, weil…
...das Leben ohne sie nicht mal ein 0:0 wäre!


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