Die MS Wissenschaft am Schiffbauerdamm in Berlin

 

Die MS Wissenschaft: Eine Künstlerin auf Reisen

 

Die MS Wissenschaft ist in Berlin angekommen, der letzten Station ihrer Tour 2011. Noch bis zum 28. September gibt es die Gelegenheit, das schwimmende Science Center im Wissenschaftsjahr Gesundheitsforschung zu besuchen. Wir waren schon am Spreeufer und wollten zum Beispiel wissen, wie das umgebaute Binnenschiff wirklich heißt.

 

Bereits von weitem ist das fast vier Meter hohe Herz zu sehen, das grün vom Deck der MS Wissenschaft leuchtet. Grün ist farbgebend im Wissenschaftsjahr Gesundheitsforschung, und das Herz ist tonangebend in der Ausstellung „Neue Wege in der Medizin“, die die MS Wissenschaft in diesem Sommer durch fünfunddreißig deutsche und österreichische Städte geführt hat.

 

Besucherin vor dem Verdauungsmodell

 

„MS Wissenschaft“ ist laut Kapitänin Karin allerdings nur ein Künstlername. Sobald das 105 Meter lange Schiff ablegt und über Flüsse und Kanäle den nächsten Hafen ansteuert, heißt es MS Jenny, so wie die Tochter von Karin und ihrem Mann Albrecht, der hier ebenfalls als Kapitän arbeitet.

Das Paar und ihre Crew sind bereits ein eingespieltes Team. Seit 2002 präsentiert ihr Binnenschiff im Auftrag von Wissenschaft im Dialog (WiD) die Ausstellungen der Wissenschaftsjahre. Die Anfänge, da erinnert sich Karin sehr genau, waren noch sehr provisorisch. Im ersten Jahr gab es einige Pannen auf der Reise, trotzdem war die Idee, mit Wissen als Fracht die Republik zu durchreisen, ein großer Erfolg. So sind sie 2011 bereits zum zehnten Mal unterwegs. Einige der kleinen und großen Besucherinnen und Besucher kommen fast jedes Jahr wieder. Und echte Fans fahren dem Schiff sogar hinterher, falls sie die MS Wissenschaft einmal verpasst haben sollten.

 

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Die Ausstellung zum Wissenschaftsjahr ist im Bauch des 42 Jahre alten Schiffes auf knapp 600 Quadratmetern untergebracht. In diesem Jahr laden insgesamt vier Bereiche die Besucherinnen und Besucher dazu ein, die vielfältigen Themen der Gesundheitsforschung kennenzulernen.

Im Bug vermittelt der Bereich „Kosmos Körper – was in uns vorgeht“ mit interaktiven Exponaten einen Einblick in die komplexen Prozesse im menschlichen Körper. Die Exponate der Ausstellung  würden von wissenschaftlichen Instituten, Forschungseinrichtungen oder Universitäten zur Verfügung gestellt und seien teilweise speziell für die MS Wissenschaft entwickelt worden, erklärt die junge Forschungslotsin Katharina, die dieses Jahr zum zweiten Mal zur Crew gehört. Der Rundgang mit ihr durch das Schiff gibt einen Überblick über die unterschiedlichsten Fachbereiche und Herausforderungen der Gesundheitsforschung. Dazu gehören auch Medizintechnik und Medikamentenentwicklung, zwei weitere Ausstellungsbereiche der MS Wissenschaft.

 

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Katharinas Lieblingsbereich befindet sich im Heck des Schiffes. Unter dem Motto „In guter Gesellschaft – Gesundheit geht alle an“ werden hier allgemeine Fragen aufgeworfen, die auch Forschungsthemen sind: Wie viel Verantwortung trägt der Einzelne für ein gesundes Leben? Wie gehen wir mit Krankheit und mit Kranken um? Welche Behandlungen sind in Zukunft möglich?

Nach dem Rundgang erklärt Katharina, dass das Herz auch für die Besatzung der MS Wissenschaft eine große Rolle spiele. Da man viel Zeit miteinander verbringe, hätten sich schon mehrere Liebespaare gebildet. Auch sie selbst gehöre zu den Glücklichen. Ihr Auserwählter ist der Steuermann, der kurz vorbeihuscht, um dann wieder an Deck zu verschwinden. Schließlich hat die MS Wissenschaft gerade erst am Schiffbauerdamm angelegt.

 

Die MS Wissenschaft mit viel Herz

 

 

Auch Kapitänin Karin, die nebenbei den kleinen Imbiss auf dem Schiff betreut und zwischendurch Brezeln, Muffins und Getränke verkauft, weiß eine herzliche Geschichte beizusteuern. Als eine Schulklasse zu Besuch war, hatten fast alle Kinder von ihren Eltern 60 Cent für ein Eis mitbekommen. Nur vier Kinder hatten kein Geld dabei und wären wohl ohne Eis von Bord gegangen, wenn Karin nicht kurzerhand vier Eis spendiert hätte. Überglücklich kam einer der beschenkten Jungen auf die Kapitänin zu und streichelte ihren Arm mit den Worten: „Du bist aber ein liebes Schiff.“ Die MS Wissenschaft und ihre Crew sind also nicht nur äußerlich mit viel Herz unterwegs.

Während sie als sommerliches Forschungsschiff viele Fans begeistert, ist die MS Jenny im Herbst und Winter als normaler Frachter unterwegs, ganz ohne Starallüren. Der Schiffsbauch, in dem noch bis zum 28. September die Gesundheitsforschung lebendig erklärt wird, ist dann bis unters Deck mit Kohle gefüllt. Bis zum nächsten Jahr, wenn das 1.000 PS-Herz der MS Jenny wieder im Dienst der Wissenschaft schlägt.