Sportliche Gesundheitsforschung in Waidmannslust

 

Die Kinder sammeln sich im Kreis

An Geburtstagen passiert für gewöhnlich Außergewöhnliches. Und als Finja, das heutige Geburtstagskind, mit den anderen 15 Mädchen ihrer Turngruppe wie an jedem Dienstagabend die Sporthalle des Turnvereins Waidmannslust betritt, ruft Lena Kainer tatsächlich: „Wir machen heute was ganz Besonderes.“

 

Nachdem das Geburtstagsständchen gesungen ist, erklärt Trainerin Kainer, was die Mädchen erwartet: Statt Ringe, Kasten und Pferd steht heute ein Zirkeltraining auf dem Programm, das der Sportverein wie viele andere Vereine und Schulen in Deutschland beim Wissenschaftsjahr Gesundheitsforschung bestellt hat. Was an den Stationen des Zirkeltrainings der Gesundheitsforschung wohl passieren wird? Neben „Lungenvolumen“ steht „Energie“, „Gewichte“ und „Chemische Analyse“ auf der Zirkelkarte, die jedes der acht- bis zwölfjährigen Kinder zum Start bekommt.

 

Gewichte


An diesem Abend ist auch Tom Mieske in der Turnhalle. Der Vorsitzende des 1905 gegründeten Turnvereins Waidmannslust nördlich von Berlin leitet heute die Station „Gewichte“. Als Finjas Gruppe dort ankommt, laufen die Kinder zuerst eine festgelegte Strecke ab und messen die benötigte Zeit mit einer Stoppuhr. Anschließend nehmen sie mithilfe von Gewichtsmanschetten in Sekundenschnelle einige Kilogramm zu. Finja ist jetzt sechs Kilogramm schwerer. Das erneute Ablaufen der Strecke fällt ihr nicht leicht. Sie braucht viel mehr Zeit und ist froh, als sie die Gewichte wieder ablegen kann. Tom Mieske erläutert, dass selbst eine geringe Gewichtszunahme den Körper schwerfälliger macht. Eines der Mädchen bemerkt treffend, dass man so in einen Kreislauf gerät: Denn je schwerer man wird, desto weniger bewegt man sich, was wiederum dazu führt, dass man noch mehr zunimmt. Also lieber Handball spielen, rudern oder Tai Chi üben – Sportarten, die der Turnverein Waidmannslust seinen 500 Mitgliedern ebenfalls anbietet.

 

Die Kinder messen den pH-Wert

 

Ist Limonade süß oder sauer?

Bei der folgenden Station „pH-Wert“ wirken die Mädchen gut vorbereitet. Kein Wunder, einige von ihnen behandeln das Thema gerade in der Schule, haben heute eine Klassenarbeit darüber geschrieben und im Unterricht bereits selbst pH-Messungen vorgenommen. Nun sollen sie den pH-Wert verschiedener Flüssigkeiten mit Indikatorpapier bestimmen. Die Gruppe findet heraus, dass Wasser pH-neutral ist, Kräutertee basisch und süße Limonade einen sauren pH-Wert aufweist. Mithilfe einer Ernährungspyramide wird den Kindern deutlich gemacht, wie wichtig eine vollwertige Ernährung und ausreichend Bewegung ist, damit der Körper gut funktionieren und sowohl saure als auch basische und pH-neutrale Nahrung gut verarbeiten kann.

„Was ist eigentlich das Lungenvolumen?“, fragt die Trainerin an der dritten Station. Eines der Mädchen ruft: „Das ist, wie viel man einatmen kann!“ Lena Kainer nickt. Die Kinder holen tief Luft und pusten einen vollen Atemzug lang in einen grünen Ballon. „Ich habe so lange gepustet, bis ich keinen Tropfen Luft mehr herausbekommen habe“, erklärt ein Mädchen. Die Messung im Wassereimer ergibt, dass sie ein Lungenvolumen von 2,7 Litern hat. Das ist ein anständiger Wert. Sie berichtet, dass sie zweimal die Woche tanzen geht und einmal zum Turnen. Sport tut dem Lungenvolumen gut. Auch das ist eine Erkenntnis aus dem Zirkeltraining der Gesundheitsforschung.

Station Energie

 

Bewegung – gut für Figur und Lunge

Bei der vierten und letzten Station „Energie“ sollen die Kinder messen, wie viel Energie sie bei einem kleinen Spurt verbrauchen. Dazu müssen sie Schrittlänge und Gewicht in einen Schrittzähler eingeben, den sie anschließend am Hosenbund befestigen. Die kleine Filou ist erst acht und kennt ihr Gewicht nicht genau. Die anderen schätzen sie auf 30 Kilogramm. Das findet Filou zwar viel zu viel, aber da keine Waage zur Hand ist, wiegt sie für diesen Abend 30 Kilogramm und läuft mit den anderen die abgesteckte Laufstrecke. Danach zeigen die Schrittzähler die Anzahl der Schritte und die verbrauchte Kalorienmenge an. Die meisten Mädchen haben zwei Kilokalorien verbraucht. Jetzt reicht Juri, der zweite Trainer der Turngruppe, den Kindern ein Stück Schokolade und fragt, wie viel Kilokalorien in dem Stückchen wohl enthalten sein könnten. Kauend zucken die Mädchen mit den Schultern. „27 Kilokalorien,“ antwortet Juri und verbietet sogleich das spontane Ausspucken der Schokostückchen, das einige der Mädchen andeuten. „Naschen ist okay,“ sagt er, aber er gibt den Mädchen den Rat, in Zukunft einfach mal auf die Rückseite der Verpackungen zu schauen, um zu sehen, welche Energiemenge in den Lebensmitteln enthalten ist.

Maßband

Am Ende dieses besonderen Abends verteilt Geburtstagskind Finja Süßigkeiten an alle. Genüsslich schmatzend verlassen die Kinder die Sporthalle, diskutieren über ihre Ergebnisse im Zirkeltraining und wissen jetzt, dass ihr Körper nach Süßigkeiten besonders viel Bewegung braucht  – und dass es zum Thema Gesundheitsforschung noch viel zu entdecken gibt.

 

Informationen zum Zirkeltraining der Gesundheitsforschung für interessierte Schulen und Vereine finden Sie hier