Hitzewelle in der Großstadt

Sommer 2015: Warum es in der Großstadt nicht überall gleich heiß ist

Der Sommer 2015 setzt Maßstäbe. Und bricht Rekorde. Vor allem in Ballungsräumen und Großstädten. Und dennoch schien es, als gebe es auch dort signifikante, nicht nur gefühlte Temperaturdifferenzen. Eine Untersuchung am KIT (Karlsruher Institut für Technologie) lieferte jetzt nicht nur die Bestätigung dafür, sondern auch die Begründung.

Wettermessmast
An drei Stellen in Karlsruhe stellten Wissenschaftler des Instituts für Meteorologie und Klimaforschung Wettermessmasten auf, um unter anderem die Temperatur zu messen. © Lydia Albrecht / KIT

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„Städte sind Wärme-Inseln“, fasst Julia Hackenbruch vom Institut für Meteorologie und Klimaforschung am KIT die Ergebnisse im Rahmen ihrer Dissertation zusammen. Der Unterschied zum meist kühleren Umland sei nach Tagen mit hoher Sonneneinstrahlung in der Nacht besonders ausgeprägt. Wie deutlich diese Temperaturdifferenz sein kann, ergaben Messungen während der Hitzewelle im August 2015 an drei Standorten im Stadtgebiet von Karlsruhe im Vergleich zu Messungen des Deutschen Wetterdienstes an der Station Rheinstetten (südwestlich von Karlsruhe). Die innerstädtische Standortwahl – Friedhof, begrünter Innenhof, versiegelter Innenhof – berücksichtigte Bebauungsstrukturen und Grünflächenanteil. Ergebnis: Zeigte das Thermometer in der Nacht vom 7. auf den 8. August um null Uhr im versiegelten Innenhof in der Weststadt noch fast 28 Grad, hatte es sich in Rheinstetten bereits auf unter 22 Grad abgekühlt.

Die Karlsruher Forscher maßen auch an den innerstädtischen Stationen deutliche Unterschiede. Die nächtlichen Tiefst-Temperaturen im Vergleich: 22,7 Grad am Hauptfriedhof, 23,4 Grad im begrünten Innenhof und 24,7 Grad im versiegelten Innenhof. Signifikant ebenfalls die Differenzen der Höchst-Temperaturen: Am 7. August meldete Rheinstetten 37,7 Grad, am Hauptfriedhof wurden 38,1 Grad gemessen, im grünen Innenhof 38,6 Grad – aber im versiegelten Innenhof lediglich 35,2 Grad. Julia Hackenbruch erläutert: „Dass sich der versiegelte Innenhof vergleichsweise weniger aufheizt, liegt in der engen Bebauung begründet – der Hof liegt fast ganztägig im Schatten. Dieser Sonnenschutz ist im anderen Innenhof nicht gegeben.“ Die Grünfläche am Hauptfriedhof heizte sich weniger auf, weil durch Verdunstung von Feuchtigkeit über die Vegetation ein Kühleffekt eintritt. „Der hätte noch stärker sein können, wäre die Grünfläche dort in Folge der vorangegangenen Hitze und des fehlenden Niederschlags nicht bereits sehr ausgetrocknet gewesen.“

Dagegen bleibt es im tagsüber weniger aufgeheizten versiegelten Innenhof nachts wärmer, weil Bebauung wie Bausubstanz als Wärmespeicher wirken. An den anderen innerstädtischen Stationen sanken die Temperaturen deutlicher, auch wegen ihrer Nähe zum benachbarten Hardtwald: „In Wäldern und Parks bildet sich nachts bei wolkenlosem Himmel kühle Luft am Boden, während dieser Effekt durch die hohe Wärmekapazität der Stadtbebauung in kurzen Hochsommernächten nicht genügend Wirkung zeigt. Die kühlere und daher schwere Luft auf den Grünflächen sickert dann langsam in die nächstgelegenen Viertel der Stadt."

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