Der Stadtteil der Zukunft – Eine Vision der Gegenwart

Stadtteile sind Sozialräume, in denen Menschen sich zusammenfinden. Mit der Industrialisierung und Entstehung der Metropolen sind die städtischen Probleme und damit zusammenhängende soziale Strukturen komplexer geworden denn je. Um die Megazentren herum entstehen neue Stadtteile, die mit den Infrastrukturen zu kämpfen haben.

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Über den Autor

Dr. Hıdır E. Ҫelik ist Leiter der Evangelischen Migrations- und Flüchtlingsarbeit Bonn (EMFA)/Integrationsagentur, Vorsitzender des Bonner Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen (BIM) e. V. sowie Lehrbeauftragter an der Universität Köln.

Wie soll der Stadtteil, in dem ich wohne, aussehen?

Ein Stadtteil soll ein Zuhause für alle Generationen werden, in dem Eltern, Kinder, Oma und Opa sich wie in einer Familie treffen können. Ein Stadtteil ohne ältere Menschen ist wie eine Familie ohne Stammbaum, ohne Vergangenheit. Er kommt mir vor wie ein Baum ohne Wurzeln. Kann ein Baum ohne Wurzeln noch Früchte tragen, wenn er nicht gepflegt und geschützt wird?

Es gibt heute Stadtteile, in denen die Bedürfnisse der älteren Menschen, insbesondere der älteren Migranten, nicht ausreichend berücksichtigt werden. Insbesondere gilt das für die Wohnsituation, es gibt weder ausreichend Altenheime noch sonstige Wohnformen. In sozial benachteiligten Stadtteilen findet man kaum Strukturen, die kulturelle und religiöse Vielfalt ausdrücken. Es ist für die Zuwanderer sehr wichtig, dass die sprachliche Kommunikation zwischen Großeltern und Enkelkindern funktioniert. Dies ist besser möglich, wenn die Großeltern im gleichen Sozialraum leben. Außerdem möchten viele ältere Migranten in der Nähe ihrer Kinder leben, da sie dann besser von ihnen gepflegt und versorgt werden.

Was können wir tun? Wir können den älteren Menschen Freiräume schaffen, damit sie weiterhin aktiv im Leben ihr Alter würdevoll genießen können. Dies ist besonders für die älteren Migranten aus der ersten Generation wichtig.

Eine stadtteilorientierte Sozial- und Kulturarbeit sollte von der Stadt gefördert und aufgebaut werden, indem auch die interkulturelle Elternarbeit zu einer wichtigen Säule wird. Leider gibt es heute nicht ausreichend Angebote, die offen für alle Kulturen sind, insbesondere gilt dies für mehrsprachige Angebote. Durch die zunehmende Flüchtlingszahl in den Kommunen wird die Wohnsituation noch schwieriger. Dadurch entstehen neue Probleme in der Infrastruktur, die von den Kommunen schwer zu bewältigen sind und zu Vorurteilen gegenüber Flüchtlingen und Migranten führen. Dagegen sollen Initiativen eingerichtet und gefördert werden, die sich in der Nachbarschaft für ein Miteinander einsetzen. Je mehr eine Willkommenskultur gepflegt wird, desto besser kann ein friedliches Zusammenleben in den Stadtteilen verwirklicht werden.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 - Zukunftsstadt.



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