Von wegen „ab vom Schuss“: Dörfer gehen oft neue Wege

Innovative Projekte reichen von Dorfläden bis hin zu energetischer Selbstversorgung

Abwanderung, Überalterung, wirtschaftlicher Niedergang – das sind Begriffe, die häufig mit ländlichen Regionen verbunden werden. Aber von einer Reihe von Dörfern und Gemeinden gehen inzwischen Innovationen aus wie Bioenergie- oder Kulturprojekte sowie Bemühungen um Dorfläden oder Möglichkeiten, neue Technologien für jedermann anzubieten. Das Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) stellt in seinem aktuellen Institutsmagazin solche Vorhaben vor.

Bürger verhinderten 2009 den Abriss des Kulturhauses Plessa. Seitdem organisieren sie dort ein vielfältiges Kulturprogramm. © Kulturhaus Plessa

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Die Forscher haben sich mehrere Gemeinden in Ost und West genauer angeschaut. „Natürlich können die großen Herausforderungen, vor denen diese Räume stehen, nicht negiert werden“, sagt Gabriela Christmann vom IRS. Aber gerade der Problemdruck könne Akteure vor Ort motivieren, neue Wege zu beschreiten. Im hessischen Frankershausen zum Beispiel wurde ein Dorfladen gegründet, der zum einen die Bewohner mit dem Nötigsten versorgt und zum anderen Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz bietet. Ähnlich in Klockow in der Uckermark: Hier gibt es seit 2012 das Projekt „Lebens-Energie für das Dorf“, in dem Wirtschaft, Verwaltung, Politik und Bürger gemeinsam unter anderem eine Dorfwerkstatt und eine Dorfküche mit lokalem saisonalen Gemüse initiiert haben.

Als Bioenergiedörfer haben sich beispielsweise Schwarzatal in Thüringen und das sächsische Treptitz etabliert. In Treptitz bauten Bürger – zum Teil in Eigenarbeit – eine Gruppenkläranlage und eine Nahwärmeleitung von der Biogasanlage eines örtlichen Bauern. „Dass ein ganzer Ort seine Abwasserversorgung gemeinschaftlich und unabhängig organisiert und nebenbei auch noch Bioenergie lokal erzeugt und sehr kostengünstig verbraucht, ist bundesweit einmalig“, heben die IRS-Wissenschaftler hervor.

Das Eifeldorf Kyllburg gründete im Kampf gegen Ladenleerstand eine „Kunststraße“: Künstler gestalten die Schaufenster leerstehender Geschäfte. Zudem werden regelmäßig Kunstprojekte und Lesungen abgehalten. In Plessa in der Lausitz retteten Bürger 2009 das vom Abriss bedrohte Kulturhaus, setzten es instand und gestalten seitdem dort ein eigenes Programm.

Einige dieser Projekte mussten auch Widerstände überwinden. Spannend sei es, welche Bedingungen an einem Ort gegeben sein müssten, um Problemdruck in Ideen zu verwandeln, sagt IRS-Wissenschaftler Oliver Ibert. „Die wichtigste ist ein Freiraum zum Experimentieren – räumlich, finanziell, kulturell und politisch. Dann besteht eine gute Chance, dass die richtigen Leute am richtigen Ort zusammenfinden.“ 

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