Blackout für Stromnetze?

Künstlich erzeugte Nachfrage kann Stromnetze zeitweilig überlasten

Angebot und Nachfrage regeln den Preis – auch auf dem Strommarkt: Haushalte, die mit intelligenten Stromzählern ausgerüstet sind, sollen Strom möglichst dann verbrauchen, wenn er im Überfluss vorhanden und deshalb billig ist. Aber das Konzept geht offenbar nicht auf, wie Wissenschaftler der Universität Bremen in einer Studie herausgefunden haben. Es drohen womöglich sogar Blackouts wegen unerwarteter Überlastung.  

Solar Panels
Eine Untersuchung des Fraunhofer ISE ergab, dass Photovoltaikkraftwerke in Deutschland durch den steigenden Trend bei der Sonneneinstrahlung regelmäßig mehr Strom als erwartet produzieren.
©Fraunhofer ISE

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Professor Stefan Bornholdt vom Institut für Theoretische Physik der Bremer Universität erläutert das Problem am Beispiel von Waschmaschinen. Moderne Maschinen können so programmiert werden, dass sie in Verbindung mit intelligenten Stromzählern erst dann mit dem Waschen beginnen, wenn der Strompreis eine vorher festgelegte Grenze unterschritten hat. „Wenn wenig Strom im Netz und der Preis daher teuer ist, wird das Waschen einfach verschoben“, erklärt der Physiker. Aber „je mehr von den Menschen vorprogrammierte Waschmaschinen nun auf ihren Start warten, desto höher steigt die potentielle Nachfrage: Eine Nachfrage-Blase bildet sich.“ Sinkt dann der Strompreis, weil viel Strom ins Netz eingespeist wird, starten plötzlich zahllose Waschmaschinen auf einmal. Die Stromnetze werden stark belastet, womöglich sogar überlastet.  

Dass Strom nicht gleichmäßig ins Netz eingespeist wird, war schon immer so. Mit der Zunahme von Wind- und Solarenergie sind die Schwankungen noch größer geworden, schließlich scheint die Sonne nicht immer gleich stark. Eigentlich sollten die intelligenten Stromzähler, deren Installation in Neubauten seit 2010 Pflicht ist, dafür sorgen, dass mit einem angepassten Verbrauch diese Schwankungen ausgeglichen werden. Bornholdt und seine Mitarbeiter bewerten den massenhaften Einsatz dieser Zähler jedoch als „Schnellschuss, der nicht sorgfältig bis zum Ende durchdacht ist“. Ihre Studie wurde jetzt in der Fachzeitschrift „Physical Review“ veröffentlicht.  

 

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Kommentare (1)

  1. leser
    leser am 01.08.2015
    Mit dem Thema befasst sich Schriftsteller Marc Elsberg bereits in seinem Thriller/Roman 'Blackout' 2012. Allerdings beschreib er die bewusst herbeigeführte Stormüberversorgung durch manipulierte gleichzeitige Abschaltung der intelligenten Stormzähler. Die Folgen eines europaweiten Blackouts sind m.E. nachvollziehbar dargestellt.