Mehr Mut zum kreativen Lückenschluss

Wachstum nach innen: Stadtentwicklung der Zukunft nutzt freie Räume

Es gibt sie in jeder großen Stadt – Lücken und Brachen, ungenutzte Flächen und Bauten. Stadtplanerische Funktionen haben sie nicht oder wurden derer benommen, beispielsweise der Flughafen Tempelhof. Während Städte immer noch weiter in ihr Umland hinein wuchern, könnten solche Leerflächen mit neuen Programmen oder Bebauungen regelrechte Nischen für kreative Stadtentwicklung werden. Diesem „Wachstum nach innen“ gehen Forscherinnen und Forscher am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) nach.

Sprössling
Auf Brachflächen können stadtplanerische Ideen gedeihen.
© Carlos andre Santos / shutterstock

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Im Rahmen des deutsch-koreanischen Forschungsprojekts „Urban Voids“ („Städtische Lücken“) suchen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach Möglichkeiten, diesen Lücken neue Inhalte zu geben, und nach Räumen, die sie das „innovative Kapital einer Stadt“ nennen.

Kerstin Gothe, Professorin für Architektur am KIT, erläutert: „Gerade in Deutschland wollte man seit der Jahrtausendwende verhindern, dass Städte weiter in ihre Umgebung wachsen und unbebaute Fläche verbrauchen. Wenn Städte nicht nach außen in die Landschaft wachsen sollen, müssen wir innen fündig werden.“ Und darum geht es: um systematische Suche nach kleineren funktionslosen Restflächen – und nach Strategien, diese mit neuem Nutzen in die Stadt zu integrieren.

Dabei konzentriert sich das Projekt auf zwei völlig unterschiedliche Orte: Karlsruhe, ehemalige Residenzstadt mit knapp 300.000 Einwohnern, und Seoul, Hauptstadt Südkoreas und mit rund zehn Millionen Einwohnern eine der Megacities weltweit. In Karlsruhe finden sich tendenziell größere, zusammenhängende Lücken, in Seoul dagegen sind Restflächen meist zerstückelt und kleinteilig; sie bieten sich nicht für größere Nutzungen an, können aber Baustein für kleinteilige Erneuerung werden. Genau diese haben südkoreanische Stadtplaner in den Blick genommen. Phillip Dechow, der das KIT-Projekt zusammen mit Gothe leitet und für zwei Jahre Gastprofessor in Seoul war, sagt dazu: „Das bisherige System der Flächensanierung, bei dem ganze Stadtquartiere abgerissen werden, um neuen Hochhaussiedlungen Platz zu machen, erweist sich zunehmend als nicht mehr zeitgemäß und nachhaltig.“

Kerstin Grote
Kerstin Gothe und ihr Team vom KIT
© KIT

Erfahrungen mit kleinteiliger, kreativer Erneuerung sind jedoch kaum vorhanden; deshalb will man im Rahmen der deutsch-koreanischen Kooperation dafür neue Konzepte und Strategien entwickeln. Erster Meilenstein: Das Seoul Living Lab im April 2016. Experten und Studierende beider Länder sollen mit betroffenen Einwohnern Erneuerungskonzepte für ein konkretes Quartier in Seoul erarbeiten und zur Diskussion stellen; zudem werden Möglichkeiten einer Internationalen Bauausstellung (IBA) sondiert. Gothe dazu: „Living Lab und Bauausstellung sollen langfristig den Weg für gut realisierte Sanierungsprojekte vor Ort in Seoul ebnen. Auf diese Weise werden Beispiele geschaffen, die der lokalen Bevölkerung und den Entscheidungsträgern wie Interessierten aus aller Welt Diskussionsstoff und Vorbilder für die zentrale Frage anbieten: Wie wollen wir künftig mit Urban Voids umgehen?“

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