Wohnungsleerstand in Deutschland – es kommt auf die Quote an

UFZ-Studie: Wie aussagekräftig ist der Begriff der Leerstandsquote?

Sobald über Wohnungs- und Städtebau diskutiert wird, taucht sie auf. Die Leerstandsquote. Doch die Geister scheiden sich, wenn es um die Einschätzung der Quote geht. Stadtplaner und Immobilienmakler reden hier oft aneinander vorbei, da der Begriff bisher nicht klar definiert ist und jeder den Wohnungsbestand aus seiner Perspektive bewertet. Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig schlagen deshalb eine systematische Kategorisierung des Wohnungsleerstandes vor.

Leerstandsquoten in deutschen Gemeinden 2011 © UFZ

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Ist ein Leerstand von sechs Prozent noch als moderat zu bewerten oder müssen dann bereits die Alarmglocken läuten? „Das hängt von der Perspektive ab“, sagt Professor Dieter Rink, Stadtsoziologe am UFZ. Für Wohnungssuchende sei er nicht problematisch. Im Gegenteil, sie können sich über eine breite Auswahl und fallende Miet- und Hauspreise freuen. Für Eigentümer und Immobilien- bzw. Wohnungsunternehmen sehe das anders aus. Sie haben bei so einer Leerstandsquote Probleme mit der Vermarktung. Auch die Bezugsgrößen variieren. Der Makler bestimmt den Leerstand anhand der Anzahl leerer Wohnungen, die er vermarkten kann. Der Stadtplaner legt die Gesamtheit der leerstehenden Wohnungen zugrunde, inklusive aller Bestände, die saniert oder modernisiert werden müssen oder gar ruinös sind.

Die Forscher des UFZ haben eine Systematik entwickelt, die Leerstand quantitativ und qualitativ sowie unter Berücksichtigung der verschiedenen Perspektiven bewertet. Sie schlagen eine Kategorisierung in sieben Klassen vor. Diese reichen von „sehr niedrig“ (unter zwei Prozent) bis „extrem“ (über 15 Prozent). Als „angemessen“ wird ein Leerstand in der Spanne von drei bis fünf Prozent betrachtet. „Beispielsweise muss berücksichtigt werden, ob es sich um Mietwohnungs- oder Eigentumsmärkte, ländliche, großstädtische oder metropolitane Märkte beziehungsweise schrumpfende oder wachsende Märkte handelt“, betont Rink. Angewendet haben die Wissenschaftler ihre Methode auf die Daten der bislang einzigen flächendeckenden Gebäude- und Wohnungszählung von 2011, die im letzten Jahr publiziert wurden.

Die Studie offenbart Trends in einem dynamischen Markt. In etwa einem Drittel der Kommunen steht mit 4,4 Prozent eine „angemessene“ Zahl an Wohnungen leer. Weiterhin zeigt sich ein klarer Ost-West-Unterschied, die westdeutsche Leerstandsquote liegt unter der im Osten. Es gilt jedoch hier wie dort genau zu analysieren. Aktuelle Empfehlungen für die Wohnraumpolitik können aus den ermittelten Quoten der Studie nicht abgeleitet werden, dafür ist der Datenbestand nicht aktuell genug. Die Anwendung der Leerstands-Kategorien verleiht der Diskussion jedoch eine neue Tiefenschärfe in der Analyse. Sie ermöglicht eine differenzierte Betrachtungsweise und zeigt bundesweit, dass Leerstand und Knappheit räumlich und zeitlich oft nebeneinander existieren. Künftige Debatten um Leerstandsquoten könnten eindeutiger geführt werden, wenn sich die Kategorien durchsetzen.

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Kommentare (1)

  1. julianpayer
    julianpayer am 21.11.2015
    Es werde toll wenn die Stadt mehrere Läden und Parks und mehrere Freiland Häuser hätte.