Der Mensch in der Stadt der Zukunft: eine Gestaltungsaufgabe

Vollmundige Prognosen und Hochglanzbroschüren, wie die Stadt der Zukunft aussehen wird, welche Infrastrukturen sie prägen und auf welche Weise wir dann mobil sein werden, gibt es zuhauf. Ständig besteht aber die Gefahr, dass wir das Wissen über die Zukunft überschätzen, obwohl es zu einem großen Teil doch bloß aus Verlängerungen gegenwärtiger Trends besteht. So war in den 1970er Jahren die „Entleerung der Städte“, die Flucht aus der Stadt in das Häuschen im Grünen ein großes Thema in Deutschland. Das befürchtete Ausbluten der Städte war kein Hirngespinst von Bedenkenträgern, sondern Ausdruck damals realer Trends. Dennoch ist es anders gekommen.

© Gui Jun Peng / Shutterstock

Es muss also um Gestaltung gehen, nicht um Prophezeiung. Diese bedarf klarer Ziele: wie soll die Stadt der Zukunft aussehen, z. B. wie sollen Mobilitätsbedürfnisse erfüllt werden oder welche sozialen Infrastrukturen sollen aufgebaut werden? Die Aushandlung von Zielen der Stadtentwicklung ist eine Gemeinschaftsaufgabe in der demokratischen Gesellschaft, um die Perspektiven, Wünsche und Sorgen der Menschen einzubeziehen.

Über den Autor

Prof. Dr. Armin Grundwald

Prof. Dr. Armin Grunwald ist Leiter des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag und Professor für Technikphilosophie des Karlsruher Instituts für Technologie.

Anderenfalls besteht das Risiko, dass sich Planungsideen verselbständigen. Man denke nur an die berühmt-berüchtigte „autogerechte Stadt“, ein Leitbild der Wirtschaftswunderzeit. Nicht der Mensch, sondern das Auto stand im Mittelpunkt der damaligen Stadt der Zukunft, mit Folgen bis heute. Gestaltung bedarf auch der Entwicklung von alternativen Optionen, um unterschiedliche Pfade diskutieren und gegeneinander abwägen zu können. Die Technikfolgenabschätzung trägt dazu bei, dass dies wissensbasiert, partizipativ und reflektiert ermöglicht wird. Der Mensch ist in so manchen Leitbildern und Planungen der letzten Jahrzehnte zu einer Randfigur in den Städten geworden. Städte wurden teils als funktionale Infrastrukturen angesehen und geplant, in denen den Menschen nur bestimmte Rollen zugewiesen wurden. Es ist zwar eine Trivialität, die aber dennoch vielfach vergessen wird: die Städte sind für die Menschen da, nicht die Menschen für die Städte.

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

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Kommentare (1)

  1. Sirhan Yuksel
    Sirhan Yuksel am 19.11.2015
    Zukunftstadt als Mega Projekt , als deutsche Super Produkt ,eine Gestaltung und Technologische Entwicklung,
    nicht nur für Deutschland aber auch für alle Laender in die ganze Welt herzlich gekommen ist .Tausende von wunderschöne Zukunftstaede in eine wunderbare Welt.