Der neue Stadtteil Neckarbogen in Heilbronn

Wie in allen wirtschaftsstarken Städten wird auch in Heilbronn dringend neuer Wohnraum gebraucht – möglichst innenstadtnah, um Wege zu mindern. So kam zum Ende des letzten Jahrtausends ein nördlich des Bahnhofs gelegenes Areal in den Blick, das seine ehemals bedeutende Funktion als Umschlags-, Lager- und Industriefläche verloren hatte. Dieses Gebiet, damals außerhalb der Stadt, wurde zu einem großen Umschlagsplatz zwischen Wasser und Schiene ausgebaut, als der Neckar nur bis Heilbronn schiffbar war und der Eisenbahnverkehr zum wichtigsten Verkehrsmittel der Industrialisierung wurde. Zwei große Hafenbecken wurden ausgegraben und viele Schienenstränge verlegt. Heilbronn entwickelte sich zu einem wichtigen Industriestandort im Südwesten Deutschlands.

Visualisierung Stadtteil Necharbogen
© BUGA

Über die Autorin

Portraitfoto Barbara Brakenhoff

Barbara Brakenhoff arbeitet seit 2015 als Architektin bei der Bundesgartenschau Heilbronn 2019 und begleitet das Projekt Stadtausstellung Neckarbogen. Sie studierte an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg Architektur. Sie war zehn Jahre in Leipzig als Architektin und Geschäftsführerin tätig und weitere acht Jahre als Selbständige Architektin.

Heute werden die meisten Gütertransporte von Lkws durchgeführt. Massengüter (Sand, Kohle, Treibstoffe) werden im neuen Hafen am Neckarkanal umgeschlagen. Die alten Hafenbecken wurden in den 1960ern zugeschüttet. Schrott, Sammel- und Abfallfirmen siedelten sich vermehrt in diesem Gebiet an. Alles Betriebe, die in der Mitte einer Stadt nichts zu suchen haben. Denn die Stadt hatte sich rasant vergrößert und war um das alte Umschlagsgebiet herumgewachsen.

Langsam setzte sich die Vorstellung durch, an dieser zentralen Stelle einen neuen, zukunftsweisenden Stadtteil zu bauen. Aber der Boden war durch und durch kontaminiert: ausgelaufenes Öl, verfüllter Schutt und nicht explodierte Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg, ganze Schiffsteile und Güterwagen lagen in den alten Hafenbecken. Darauf konnte man keine neue Stadt erbauen. Eine tiefe Grundreinigung war unumgänglich, aber sehr teuer.

Vor diesem Hintergrund entstand die Idee, in diesem Gebiet eine Landschafts- und Gartenausstellung durchzuführen, die nach deren Ende zu einem neuen Stadtteil weiter entwickelt wird. Die ersten Häuser – damit alle in die Zukunft sehen können – sollen schon in der Ausstellungszeit im Jahr 2019 fertig und bewohnt sein. Erstmals in der Geschichte der Gartenausstellungen wird es eine Stadtausstellung mit drei fertigen Häuserblocks mitten in der Bundesgartenschau (BUGA) geben, in der zukunftsorientiertes Wohnen präsentiert wird. Eine Stadt mit intelligenten Häusern, wenig Energieverbrauch und Abfall, möglichst kaum Autos und guten Treffpunkten für die Nachbarschaft. Hier sollte man gut leben und auch arbeiten können – mitten in einer Parklandschaft. Mit Hilfe der BUGA soll dieses Areal zu einem neuen grünen Stadtquartier am Neckar entwickelt werden. Die BUGA ist Motor der Stadtentwicklung. Sie ist Symbol für Gestaltungswillen und trägt entscheidend zu einer deutlich spürbaren Aufbruchsstimmung in der Stadt bei.

© BUGA

Der große Schritt in 2015 war das Investoren-Auswahlverfahren. Bauwillige konnten sich mit dem Bauentwurf ihres Architekten bewerben, sei es als Investor, als Selbstnutzer, Vermieter, als Wohnungsgemeinschaft oder Gewerbetreibender. 85 Planungen wurden eingereicht. Eine Jury suchte für 22 Grundstücke die besten Entwürfe für die Realisierung aus. Ab Mitte 2016 kann und soll Baubeginn sein. Mitte 2018 müssen alle Häuser fertig sein, damit die Gärten und Dächer noch begrünt werden und anwachsen können. Und spätestens 2030 dann soll der ganze neue Stadtteil fertig sein.

Bürgerbeteiligung

Nachhaltige Veränderungen und eine Steigerung der Lebensqualität und Attraktivität in der Gesamtstadt können nur gemeinsam mit den Heilbronner Bürgerinnen und Bürgern erreicht werden, die sich für die Verwirklichung dieses wichtigen Stadtentwicklungsprojekts Neckarbogen engagieren. Bereits 2004 begann mit der Bewerbung für die Bundesgartenschau ein kontinuierlicher Bürgerdialog. Geländeführungen, Vorträge und Informationsveranstaltungen, Ideenwerkstatt, BUGA-Labor, Bürgerspiegel heißen die unterschiedlichen Formate. In mehreren Bürgerwerkstätten wurden die Themen Verkehr und Umweltverbund, Fluss und Wasser, Spiel, Sport und Freizeit sowie das Stadtquartier Neckarbogen erörtert und reflektiert. Die Arbeitsergebnisse werden von den verschiedenen Fachplanern untersucht und fließen in die Planungsdiskussion ein.

zu weiteren Informationen

zum Ausstellungskonzept der BUGA 2019

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

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