Hochautomatisiert durch den Verkehr der Zukunft

Entspannt Zeitung lesen, E-Mails schreiben oder mit dem Smartphone im Internet surfen, während mich mein Auto vollautomatisiert von A nach B bringt. So oder so ähnlich stellt man sich das Autofahren der Zukunft vor. Dieses sogenannte autonome Fahren, bei dem der Mensch nicht mehr als Rückfallebene zur Verfügung stehen muss, sondern das Fahrzeug die volle Kontrolle übernimmt, ist zwar noch Zukunftsmusik, viele der dafür notwendigen Techniken sind jedoch schon ausgereifter als viele denken.

Projekt MobiFAS
Mit dem Tablet hinter dem Steuer: das Projekt MobiFAS
© DLR

Wenn die Ampel mit dem Auto spricht

Wir am DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik arbeiten schon seit geraumer Zeit an der so genannten Car2X-Kommunikation, also der Kommunikation zwischen dem Auto und der Straßeninfrastruktur. Ampeln, Pylonen (Leitkegel), Kreuzungen werden in naher Zukunft miteinander kommunizieren. Geschieht zum Beispiel im Umfeld einer Kreuzung ein Unfall oder blockiert eine Baustelle einen Fahrstreifen, kann eine intelligente Pylone diese Information an die Ampel schicken, die wiederum den Hinweis an die Verkehrsteilnehmer im Umfeld sendet. Damit kann ein Auffahren verhindert oder ein Umfahren empfohlen werden. Intelligente Ampeln können also Unfälle vermeiden und durch die Übermittlung der Rot-Grün-Phase an das Fahrzeug Energie sparen und Emissionen reduzieren.

Risikofaktor Mensch

Automation – ob vollständig oder teilautomatisiert – macht das Autofahren in Zukunft also sicherer. Denn: 86 Prozent der Unfälle mit Personenschaden werden immer noch durch das Fehlverhalten der Fahrzeugführer verursacht.
Besonders die Ablenkung des Fahrers durch Smartphones und Co. birgt ein enormes Unfallpotenzial und wird von vielen Autofahrern gerne unterschätzt. Auch wenn die Gesetzgebung die Nutzung am Steuer untersagt, einen Kontrollmechanismus kann es hierbei sicher nicht geben. Unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten daher auch an der Frage, welchen Nutzen man aus diesem Dilemma  ziehen kann. Was, wenn Fahrer und Fahrzeug sich, wie beim hochautomatisierten Fahren, die Fahraufgabe teilen und dann auch übergeben müssen? Am Beispiel des Surfens mit einem Tablet-PC haben wir in dem Projekt MobiFAS erforscht, wie das automatisiert fahrende Auto die Kontrolle an den Fahrer übergeben sollte, wenn zum Beispiel eine nicht durch die Automation beherrschbare Situation, wie eine enge Baustelle, naht.

Über den Autor

Prof. Dr.-Ing. Karsten Lemmer

Dr.-Ing. Karsten Lemmer ist Direktor des Instituts für Verkehrssystemtechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR).

Fahrer, bitte übernehmen Sie!

Mittels Floating-Car-Data (FCD) oder Daten aus der drahtlosen Kommunikation zwischen Fahrzeugen und der Infrastruktur (V2X-Kommunikation) erkennt das Fahrzeug, dass eine  Baustelle naht – die Automation stößt an ihre Grenzen. Ein Hinweis auf dem Tablet beschreibt die bevorstehende Verkehrssituation und fordert den Fahrer auf, das Steuer zu übernehmen. Übernimmt der Fahrer auch nach den folgenden Warnmeldungen nicht, wird das Tablet für Eingaben gesperrt und die Sound-Ausgabe blockiert. Das Fahrzeug bremst automatisch ab und versetzt sich selbst in einen sicheren Zustand.

Das Autofahren von morgen

Für die meisten von uns gehören Assistenzsysteme, die den Autofahrer beispielsweise bei Aufgaben wie dem Einparken oder dem Erkennen von Verkehrsschildern entlasten, schon zum Alltag. Sie sind mittlerweile serienmäßig in den Fahrzeugen verbaut und helfen, Unfälle vorherzusehen oder im Notfall glimpflicher ablaufen zu lassen. Doch Stück für Stück entwickelt sich das moderne Auto immer mehr zum hochautomatisierten System: In absehbarer Zukunft kommen weiterentwickelte Assistenzsysteme zum Einsatz, die auf Basis der heutigen Technologie in den Fahrzeugen sogenannte Chauffeurfunktionen, wie Einparken oder Kolonnenfahrt auf der Autobahn, übernehmen. Und auch Fahrzeuge und Straßeninfrastruktur werden in Zukunft immer komplexere Verkehrsvorgänge eigenständig abwickeln können. Doch bis das soweit ist, haben nicht nur unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch eine Menge zu erforschen, auch rechtliche Fragen müssen bis dahin wasserdicht geklärt sein. Kein automatisiertes Fahrzeug soll schließlich in Zukunft einen Unfall verschulden.

Weitere Informationen:

DLR-Institut für Verkehrssystemtechnik

Projekt MobiFAS

MobiFAS auf YouTube

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

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