Kreative Vernetzung – Herausforderungen der nachhaltigen „Zukunftsstadt“

Zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in städtischen Räumen, Tendenz rapide zunehmend. Damit entstehen zahlreiche Herausforderungen für die „Zukunftsstadt“. Wie können die Bedingungen des Zusammenlebens geregelt, wie können die wechselseitigen Abhängigkeiten aus technologischen Entwicklungen, ökonomischen Erwartungen, ökologischen Notwendigkeiten und gesellschaftlichen Differenzen moderiert werden?

© Katharina Kasarinow

Vor diesem Hintergrund sind vordringlich neue Wege hin zu einer leistungsfähigen, modernen „sustainable society“, also einer nachhaltigen Gesellschaft, auf Basis gesamtgesellschaftlich diskutierter Leitbilder zu entwickeln und zu etablieren. Diskutiert werden, welche Vorstellungen über nachhaltigen Konsum und Versorgung, über Klimaschutz und Lebensqualität es gibt, und welche Bedingungen des kulturellen und sozialen Miteinanders in einer modernen Stadtgesellschaft mehrheitlich tragfähig sind. Wer artikuliert sie, wer diskutiert sie?

Über die Autoren

Claus Kaelber und Christiane Hipp

Claus Kaelber ist Dozent an der Fakultät für Gestaltung an der Hochschule Augsburg und lehrt im Studiengang Kommunikationsdesign. Christiane Hipp ist Professorin und Hauptamtliche Vizepräsidentin für Forschung an der Technisch Universität Cottbus. Zusammen arbeiten sie im Projekt e-transform.

Eines ist dabei sicher: Die Zukunftsfähigkeit urbaner Strukturen basiert auf funktionsfähigen digitalisierten Informations- und Kommunikationsnetzen. Dabei verschmelzen urbane Räume, Wege, Bewegungen und Identitäten zunehmend zu komplexen digitalen Informationsbörsen. Nicht nur die Mobilfunkanbieter, sondern immer mehr App-Dienste haben Zugriff auf die entsprechenden Daten – wertvolle, handelbare Ware. Vier geografisch und zeitlich identifizierbare Punkte (beispielsweise über die Ortung via Mobilfunkzellen und GPS) reichen theoretisch aus, um mit einer mehr als 90-prozentigen Wahrscheinlichkeit auf ein detailliertes personenbezogenes Bewegungsprofil schließen zu können. In diesem Zusammenhang spricht man von der „uniqueness“ der Daten. Sie werden für die Bereitstellung von Echtzeitdiensten – etwa zur Verkehrssteuerung oder zum Parkraummanagement – verwertet. Zukünftige Dienste im vernetzten Automobil oder in anderen Verkehrsmitteln, aber auch die Erwartungen an leistungsfähige intelligente Stromnetze (sog. „smart grids“) und die dafür notwendigen Datenzuflüsse aus dem sensorisch versorgten öffentlichen und privaten Raum, sind ohne den Zugriff auf nutzerbezogene Informationen kaum vorstellbar. Gerade wegen der oftmals dominierenden Euphorie sollten auch kritische Fragen nach Zugangs- und Nutzungsbeschränkungen und den sozialen und kulturellen Bedeutung in den vielschichtigen Stadtgesellschaften gestellt werden. Es liegt an uns allen, diese Chancen und Risiken für die „Zukunftsstadt“ abzuwägen.

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

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