Rapid Planning

Nachhaltiges Infrastruktur- Umwelt- und Ressourcenmanagement für hochdynamische Metropolregionen

Obgleich noch sehr jung, ist das 21. Jahrhundert schon heute durch ein beispielloses Wachstum von Städten und Metropolregionen geprägt. Weltweit lebt bereits heute mehr als 50 Prozent der Bevölkerung in städtischen Ballungszentren, 2050 werden es voraussichtlich zwei Drittel sein. Vor allem die Entwicklungs- und Schwellenländer Asiens und Afrikas verzeichnen besonders hohe Urbanisierungsraten.

Wege und Drainagen in Kigali
Kigali: erodierte Wege und Drainagen in den Armenvierteln © AT-Verband

Städtische Infrastruktureinrichtungen und Dienstleistungen sind dieser Dynamik häufig nicht gewachsen und stoßen bereits heute an ihre Grenzen. Eine notwendige Anpassung an sich ständig verändernde Rahmenbedingungen erfordert hier schnelle und effiziente Planung, zu deren Unterstützung in der Regel weder die notwendigen Strukturen gegeben sind, noch belastbare Daten ausreichend zur Verfügung stehen. Hier setzt das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte und vom AT-Verband in Stuttgart koordinierte Verbundforschungsprojekt „Rapid Planning“ an. Das Projekt wird zusammen mit elf wissenschaftlichen Partnern sowie dem UN-Habitat-Programm (Programm für menschliche Siedlungen) umgesetzt. Ziel ist die Entwicklung einer schnell umsetzbaren, trans-sektoralen Planungsmethodik, bei der die gleichzeitige und gemeinschaftliche Betrachtung der unterschiedlichen Infrastruktursektoren Energie, Wasser, Abwasser, Abfall sowie urbaner Landwirtschaft/Nahrungsmittel im Fokus stehen und deren Zusammenspiel systemisch berücksichtigt wird.

Gute Planungsdaten sind in vielen der schnell wachsenden Städte entweder nicht vorhanden oder sehr unzuverlässig. Aus diesem Grund entwickelt Rapid Planning u. a. einfache Methoden zur schnellen Generierung relevanter, spezifischer Planungsdaten. Dafür werden mit Hilfe von Satellitenbildern die Gebäude der Stadt nach Einkommensklassen eingeteilt. Den Gebäuden werden spezifische, auf Einkommensklassen bezogene, Energie- und Wasserverbrauchswerten oder Abfall- und Abwasserwerten zugeordnet. Diese Informationen werden in ein geographisches Informationssystem eingespeist und stehen den Stadtplanern als Planungsdaten zur Verfügung. Somit können Energie-, Wasser-, Abfall- und Abwasserströme der Stadt dargestellt, berechnet und als Information den Stadtplanern zur Verfügung gestellt werden.

Über die Autorin

Portraitfoto von Andrea Schultheis

Andrea Schultheis ist Vorstandsmitglied und Schatzmeisterin des AT-Verband.

Mit diesen Informationen können verschiedene Planungsoptionen erstellt werden. Dabei versucht Rapid Planning die Synergien, die sich aus einer gemeinsamen Planung der Sektoren Wasser, Energie, Abfall, Abwasser und urbaner Landwirtschaft ergeben können, so effizient wie möglich zu nutzen. Eine solche sektorenübergreifende (trans-sektorale) Planung bezieht sich auf die gesamten Ver- und Entsorgungsströme. Stand der Technik ist beispielsweise die Sammlung organischer Abfälle, um sie in einer Vergärungsanlage zu behandeln, das dabei produzierte Gas als Energieträger zu nutzen und den entstehenden Schlamm als Dünger in der Landwirtschaft einzusetzen. Um die sich daraus ergebenden Synergien optimal nutzen können, müssen die verwendeten Technologien optimal aufeinander abgestimmt sein. Rapid Planning zielt deshalb auf eine möglichst umfassende Nutzung der Synergien auf technischer und organisatorischer Ebene ab, um dadurch Ver- und Entsorgungsinfrastrukturen effizienter, kostengünstiger und letztendlich auch realisierbar zu gestalten.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Projektes ist „Capacity Building“ für Organisations- und Entscheidungsstrukturen auf Stadtverwaltungsebene. Durch die Vernetzung der unterschiedlichen sektoralen Verantwortlichkeiten wird das sektorübergreifende, integrierte und systemische Denken und Handeln in Stadtverwaltungen gestärkt. Diese Vorgehensweise für sektorübergreifende Infrastrukturplanungen in urbanen Wachstumszentren sowie der Auf- bzw. Ausbau hierfür notwendiger Strukturen und Kompetenzen kann einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung leisten.

Für die Übertrag- und Anwendbarkeit dieses Planungsansatzes in unterschiedlichen sozialen, politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Kontexten wird Rapid Planning in Zusammenarbeit mit den Projektstädten Kigali (Ruanda), Da Nang (Vietnam) und Assiut (Ägypten) sowie der Referenzstadt Frankfurt a. M. (Deutschland) entwickelt.

 

Weitere aktuelle Informationen zu Rapid Planning unter http://www.rapid-planning.net/ und
http://www.facebook.com/rapidplanning

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

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