RegioProjektCheck – ein neues Planungswerkzeug für die nachhaltige Siedlungsentwicklung

Neue Wohngebiete, Gewerbeansiedlungen und Supermärkte haben erhebliche Auswirkungen auf ihre unmittelbare Umgebung, die bereits vorhandenen Siedlungsstrukturen in den Gemeinden und die Umwelt. Es wird zusätzlicher Verkehr erzeugt, gebaut wird in der Regel auf bisher freien bzw. Grünflächen, neue Supermärkte sind eine Konkurrenz für den bestehenden Einzelhandel, es entsteht Bedarf an Kindertagesstätten, Schulen, usw. Mit dem neuen Software-Werkzeug RegioProjektCheck ist es nun möglich, diese Planungen frühzeitig auf eine nachhaltige Entwicklung hin zu überprüfen und zu optimieren. Das Tool wurde im Rahmen der BMBF-Fördermaßnahme „Nachhaltiges Landmanagement" entwickelt. Ab sofort steht es den Kommunen und Regionen als kostenfreier Download zur Verfügung.

Landkarte
Die Abbildung zeigt die prognostizierte Kaufkraftbindung eines neuen Lebensmittelmarktes. Rot markierte Flächen stehen für eine Kaufkraftbindung (KK) über 20%, hellgelbe für eine KK-Bindung unter 9%. ©RegioProjektCheck

Die Software RegioProjektCheck bietet eine Art Werkzeugkasten, mit dem neue Projekte der Siedlungsentwicklung einer groben Bewertung unterzogen werden können. Betrachtet werden verschiedene Auswirkungen von Projekten: Was kostet es die Gemeinde, wenn neue Flächen bereitgestellt werden (z. B. Infrastrukturkosten für den Bau von Straßen und Abwasseranlagen)? Welche Wirkungen hat das Projekt auf die Einnahmen der Gemeinde (z. B. Einnahmen durch Grundsteuern oder Umlagen)? In welchem Umfang wird das bestehende Straßennetz zusätzlich belastet? Wie verändert sich die ökologische Flächenbilanz (Versiegelung und Schaffung von Grünflächen, Veränderung der Biotopstrukturen)? Wie können neue Bewohner Versorgungseinrichtungen und Arbeitsplätze erreichen? Welche Wirkungen haben neue Supermärke auf die bestehenden Versorgungsangebote? Diese verschiedenen Wirkungsbereiche können in den Projektgemeinden selbst aber auch in angrenzenden Kommunen untersucht und dargestellt werden.

Über die Autoren

Prof. Dr. Thomas Krüger und Andrea Dittrich-Wesbuer

Andrea Dittrich-Wesbuer arbeitet als Raumplanerin am Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung. Zusammen mit Prof. Dr.-Ing. Thomas Krüger, Leiter des Arbeitsgebietes „Projektentwicklung und Projektmanagement in der Stadtplanung" an der HafenCity Universität Hamburg, entwickelte sie das Planungswerkzeug RegioProjektCheck.

RegioProjektCheck kann zu einem sehr frühen Planungszeitpunkt – also dann, wenn Entscheidungen zum Standort und Konzept von Siedlungsprojekten noch nicht gefallen sind,- Diskussionen vor Ort objektivieren und damit Abwägungsprozesse unterstützen. Diese Vorabschätzung ersetzt allerdings keine eingehenden Untersuchungen oder Gutachten, die bei der Konkretisierung von Projekten erforderlich sind.

RegioProjektCheck wurde von einem Forschungsverbund bestehend aus der HafenCityUniversität Hamburg (HCU), dem Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung (ILS, Dortmund) in Kooperation mit den Büros GGR aus Hamburg und Raum & Energie aus Wedel entwickelt. Die GIS-Tools sind kostenfrei als Download auf der Internetseite http://www.regioprojektcheck.de abrufbar und sie sind zusätzlich beim Hosting-Dienst www.github.com zur inhaltlichen und technischen Weiterentwicklung durch die GIS-Community eingestellt.

Ansprechpartner:

Prof. Dr.-Ing. Thomas Krüger
HafenCity Universität Hamburg
thomas.krueger(at)hcu-hamburg.de

Andrea Dittrich-Wesbuer
Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung gGmbH
andrea.dittrich-wesbuer@ils-forschung.de

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

 

 

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Kommentare (2)

  1. Gerlinde Mathes
    Gerlinde Mathes am 08.09.2015
    Grüß Gott,
    das RPC scheint mir auch hinsichtlich der langfristigen Ansiedlungsplanung für Flüchtlinge mit Bleiberecht interessant zu sein. Ähnlich wie bei den Siedlerangeboten (Aussiedler, Vertriebene) in den 50/60ern könnten heute wieder solche pragmatischen Siedlungsangebote für Flüchtlinge, mit Arbeitsplatzangeboten verknüpft, sinnvoll sein. Besonders Bundesländer oder Kleinstädte mit hoher Abwanderung könnten so wieder belebt werden. Mit RPC könnte die Machbarkeit geprüft werden?
    Mit freundlichen Grüßen