Interview mit Jurymitglied Prof. Dr. Undine Giseke

 

Frau Giseke, welches Potenzial sehen Sie in der Heimatkunde-Aktion?

Die Aktion regt Jugendliche an, selbst in ihrer Stadt aktiv zu werden und sich zu „verorten“. Das klingt erst mal abstrakt, es ist aber ein ganz wichtiger Aspekt: Stadt selber machen und erleben ist in unserer Zeit ein wichtiger Gegenpol zur stetigen Digitalisierung. Die Heimatkunde-Aktion ist ein Aufruf, sich in der eigenen Stadt physisch wahrzunehmen und selbstgewählte Orte nach eigenen Vorstellungen zu verbessern. Diese Auseinandersetzung mit dem Umfeld zeigt den Jugendlichen: „Wir sind Teil unserer Heimatstadt, wir sind das, was diese Stadt ausmacht.“

Prof. Dr. Undine Giseke, Fachgebietsleiterin landschaftsarchitektur.freiraumplanung (TU Berlin)

Was hat Sie dazu bewogen die Aktion als Jurymitglied zu unterstützen?

Das Wissenschaftsjahr 2015 hat viele tolle Projekte hervorgebracht. Die Heimatkunde-Aktion sticht für mich hervor. Sie wirft einen ganz anderen Blick auf die Stadt, als ich es aus meinem akademischen Alltag kenne: Die Jugend steht im Fokus und es geht einzig um das aktive Stadterleben. Ich arbeite täglich mit meinen Studenten zusammen, die Heimatkunde-Aktion setzt jedoch eine Stufe früher an. Der Blick von Jugendlichen ist ungeschulter, aber eben auch frischer. Besonders spannend finde ich den angeschlossenen Wettbewerb. Ich hoffe auf mutige Vorschläge und neue Anstöße, die über die Themen der etablierten Planungsszene und aktuelle Diskussionen zur Stadt hinausgehen.

 

Grundsätzlich gesprochen – welchen Stellenwert nimmt die Einbindung von Kindern und Jugendlichen in der Stadtplanung ein?

Aktuell tauchen immer mehr Projekte auf, die die Jugend aktiv mit einbeziehen. Ich sehe trotzdem Verbesserungsbedarf – und zwar für Partizipationsprojekte in der Stadtplanung generell. Statt kurzer Zusammenkünfte von Forschung und Bevölkerung muss ein kreativer Dialog angestoßen werden, der einen langfristigen Austausch ermöglicht. Um dieses Vorhaben umzusetzen, müssen wir bei der Generation von morgen ansetzen: Jugendliche müssen lernen, wie Stadt funktioniert, welche Rolle sie in ihr einnehmen und wie sie den urbanen Raum gemeinsam gestalten können. Themen wie die Grundlagen der Architektur und des Städtebaus sollten daher schon viel früher in der Schule aufgegriffen werden. Genau hier setzt die Heimatkunde-Aktion an.

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