Einzelleistung oder Gemeinschaftswerk? – Wie entstehen Innovationen?

Ein Expertinnenbeitrag von Dr. Christiane Stange, Hochschule für Angewandte Wissenschaften HamburgAlle Menschen sind innovativ, sie können Neues aus bereits Bestehendem entwickeln oder gleich etwas gänzlich Neues schaffen. Dabei schöpfen sie aus vielen Quellen, die sowohl in ihnen selbst als auch in ihrer Umwelt vorhanden sind. Diese menschliche Fähigkeit, Neues zu kreieren, innovativ zu sein, wird in der Gegenwart ebenso wie in der Zukunft dringend benötigt, um zahlreiche globale Herausforderungen wie Klimawandel oder Armutsbekämpfung zu meistern. Auch bezogen auf die Arbeitswelt der Zukunft – mit ihrer zentralen Herausforderung der Digitalisierung und deren einhergehenden Umgestaltungen – ist es notwendig, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um diesen Wandel aktiv und zum Nutzen möglichst Vieler zu gestalten. Nicht zuletzt zur Bewältigung dieser Anforderungen ist die menschliche Innovationskraft gefragt.

Dr. Christiane Stange arbeitet seit 2007 als wissenschaftliche Angestellte in zahlreichen EU- und BMBF-geförderten Projekten zu den Themen Kompetenzmessung, Curriculumentwicklung und Bildungsforschung. Ihr disziplinärer Hintergrund umfasst die Disziplinen Philosophie und Biologie sowie deren Schnittstellen. Einen ihrer Interessenschwerpunkte stellt die philosophischen Analyse interdisziplinärer Probleme im Bereich der Wissenschaftstheorie dar.

Was aber zeichnet die Fähigkeit, innovativ zu sein, in Menschen aus? Sind Innovationen das Ergebnis der Innovationskraft Einzelner oder sind sie ein gemeinschaftliches Werk? Was ist überhaupt Innovationskompetenz und wie erkennt man sie? Gibt es Möglichkeiten, innovatives Verhalten festzustellen? Mit diesen Fragen hat sich das EU-geförderte Projekt „Framework for Innovation Competencies Development and Assessment“ (FINCODA), ein Projekt bestehend aus fünf europäischen Hochschulen und neun europäischen Unternehmenspartnern, bis Ende 2017 befasst.

Ein wesentliches Ergebnis der dreijährigen Zusammenarbeit ist im sogenannten FINCODA-Barometer zusammengefasst. Dies ist ein validiertes psychometrisches Instrument, um Innovationskompetenzen Einzelner, seien es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Unternehmen oder auch Studierende in verschiedenen Studienphasen, zu ermitteln. Das diesem Messinstrument zugrundeliegende Verständnis von Innovationskraft geht davon aus, dass Innovationskompetenz, die Fähigkeit, innovativ zu sein, eine aus mehreren unterschiedlichen Komponenten zusammengesetzte Fähigkeit ist. Sie zeigt sich in erster Linie im Verhalten der Menschen in bestimmten problemlösungsorientierten Situationen, also in ihrem Handeln. Hierbei lassen sich fünf Dimensionen unterscheiden: Kreativität, Initiative, kritisches Denken, Teamwork und Netzwerken.

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Zentral dabei ist, dass Innovationskompetenz sich besonders deutlich im gemeinsamen Handeln zeigt. Die Fähigkeit, im Team gemeinsam zu agieren und die Fähigkeit, außerhalb des Teams nach Kooperationspartnern zu suchen, sind zwei zentrale Aspekte von Innovationskompetenz. Es zeigte sich, dass Innovationen sich nicht, wie manchmal vermutet, in erster Linie aus kreativen Ideen Einzelner speisen, sondern dass immer mehrere Personen, auch durchaus mit sehr unterschiedlichen Stärken, in der Lage sind, gemeinsam Neues zu entwickeln. Teamarbeit ist also auch ein zentraler Faktor, mit bestehenden Herausforderungen umgehen zu können. Dies gilt sowohl für die Lösung globaler Probleme als auch für die Zusammenarbeit auf einem hoch vernetzten und digitalisierten Arbeitsmarkt der Zukunft.

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2018 – Arbeitswelten der Zukunft.

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