Kreativität am Arbeitsplatz: Warum beschäftigen sich Unternehmen mit New Work?

Ein Expertinnenbeitrag von Irene Heshmati, Leiterin der Initiative FutureWork bei OTTO Wissenschaftliche und technologische Weiterentwicklungen beeinflussen unser Leben maßgeblich – privat und beruflich. Die Fülle an Produkten und Informationen sowie der permanente Zugriff auf Wissen und Kontakte führen zu verändertem Verhalten und anderen Ansprüchen an uns selbst und unsere Umgebung.

Und auch unser Anspruch auf Eigentum hat sich dahingehend verändert, dass wir mehr und mehr teilen: car2go, airbnb und „Mieten statt kaufen“ sind konkrete Beispiele für die Shared Economy, die uns eine viel größere Anzahl an Möglichkeiten eröffnet, Dinge überhaupt nutzen zu können.

Unternehmen sehen sich nun mehr denn je in der Rolle, sich dieser rasanten Entwicklung anzupassen. Es reicht nicht mehr, mit hochwertigen Produkten, Schnelligkeit und exzellentem Service wirtschaftlich erfolgreich zu sein. Man muss seine Kundinnen und Kunden durch innovative Ideen begeistern, damit sie gerne wiederkommen.

Irene Heshmati verantwortet als Leiterin der Initiative FutureWork seit November 2017 die strategische Implementierung neuer Arbeitsweisen und -welten bei OTTO. Ihre Laufbahn beim Hamburger Onlinehändler begann 2006 und umfasst Stationen als Leiterin der Produktberatung für Mobel und Heimtextilien, Leiterin Customers Solutions und Customer Excellence.

Was hat das nun alles mit dem Arbeitsplatz von heute und morgen zu tun? Meine einfache Hypothese: Wenn die Arbeitnehmenden von ihrem Arbeitsumfeld begeistert sind, identifizieren sie sich mit ihrem Unternehmen – sie denken als Unternehmensgründende oder -beteiligte, arbeiten dadurch motivierter und setzen Kreativität frei. Für Unternehmen, die auf Innovation setzen, gilt es, dieses Kreativitätspotenzial zu steigern. So eine Steigerung lässt sich jedoch nicht anordnen. Vielmehr bedeutet dies für viele eine radikale Veränderung in der Haltung: Free Flow statt Command-and-Control.

Wir wissen alle aus eigener Erfahrung, dass bekanntlich die besten Ideen „unter der Dusche“ kommen. Nun können Unternehmen schlecht anfangen, in den Büros Duschen aufzustellen. Aber: Sie müssen das Arbeitsumfeld grundsätzlich umgestalten. Kreativität braucht Freiheit und Vielfältigkeit. Für Unternehmen bedeutet das, ein Arbeitsumfeld mit größtmöglichem Selbstbestimmungsgrad auf der einen Seite und ein einheitliches Grundverständnis über Erwartung an Output auf der anderen Seite zu schaffen.

Um sich dieser Herausforderung zu stellen, haben wir bei OTTO die Initiative „FutureWork“ ins Leben gerufen. Unter dem Begriff fassen wir, angelehnt an den Megatrend „NewWork“, alle für den Entwicklungsprozess von der traditionellen zur modernen Wissensarbeit relevanten Themen und Projekte zusammen.

#activity-based-working: Dafür stellen wir verschiedene Arbeitsumgebungen bereit, die je nach Aufgabe ein unterstützendes Ambiente bieten, so dass einzelne Mitarbeitende immer die optimale Arbeitswelt zur Erfüllung ihrer Aufgaben vorfinden. Standard-Arbeitsplätze, Think Tanks, Telefonzellen oder wohnzimmerähnliche Social Spaces: Nach dem Sharing-Prinzip ist jeder Platz für alle da. Aber es reicht nicht aus, sich mit den Büroräumen allein zu beschäftigen – dank moderner Technologien können wir heute von überall arbeiten.

#digitaloffice: Deshalb nutzen wir Systeme und Tools, die unsere Arbeit erleichtern und unterstützen, um sicherzustellen, dass der Zugriff auf alle Arbeitsinhalte zeit-, orts- und geräteunabhängig möglich ist.

#culture: Dafür brauchen wir ein einheitliches Verständnis von neuen Arbeitsweisen und -prinzipien. Unsere Vision ist ein flexibles und vernetztes Arbeiten, welches geprägt ist durch eine aktive und eigenverantwortliche Selbstgestaltung der Arbeitsorganisation sowie ein themenorientiertes Arbeiten. Dafür entwickeln wir übergreifende Guidelines und Spielregeln, die den Rahmen für die Zusammenarbeit abstecken.

Dieser Blick in die zukünftigen und heutigen Ansprüche an unsere Arbeit macht deutlich, dass ein Musterwechsel nur mit dem Gleichschritt aus Technik, Raum und Arbeitskultur gelingen wird.

 


Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2018 – Arbeitswelten der Zukunft.