Handschrift und Digitalisierung

Wohin nach dem Meeting mit den handgeschriebenen Notizen und der frisch gezeichneten Mindmap? Auf dem Schreibtisch türmen sich die Zettel und wichtige Informationen drohen verloren zu gehen. Die Lösung besteht in digitaler Tinte.

„Digitale Tinte“ wird als universelles, offenes und intelligentes Inhaltsformat gehandelt. Mit Hilfe des WILLTM-Standards der Firma Wacom kann die persönliche, digitale Handschrift plattform- und applikationsübergreifend aufgezeichnet und abgebildet werden. Gemeinsam haben Wacom und das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) diese Technologie jetzt mit dem „Corporate Memory (CoMem)“ angereichert, einem Wissensmanagementsystem aus dem DFKI. Hier arbeiten Forschungs-Teams seit Jahren in Forschungs- und Industrieprojekten an Lösungen, wie sich Wissensmanagement effektiv in die tägliche Arbeit einbinden lässt.

In dem gemeinsam aufgesetzten Proof of Concept (PoC) werden die Daten mittels Stift in ein Wissensmanagementsystem eingespeist und analysiert. Die handschriftlichen Dokumente werden dann mit nützlichem Wissen angereichert. Das System greift hierfür auf persönlich gespeichertes Wissen sowie auf Informationen aus den Unternehmensarchiven zurück. Bei Bedarf können auch allgemein verfügbare Quellen wie Online-Enzyklopädien angezapft werden.

„Die Symbiose aus WILLTM-Technologie und CoMem Wissensmanagementsystem verwandelt ein rein handschriftliches Dokument in ein Dokument mit echtem Mehrwert", erklärte Professor Dr. Andreas Dengel, Leiter des Forschungsbereichs Smarte Daten & Wissensdienste am DFKI. „Allzu oft geraten Notizen zu Gedanken, Konzepten oder Besprechungen in Vergessenheit, trotz ihres immensen Informationsgehaltes. Dem steuert unser gemeinsam entwickeltes System entgegen: Wichtige Inhalte manuell erstellter Dokumente werden in ein Unternehmensgedächtnis integriert und über einen Wissensgraphen automatisch mit den Ressourcen verknüpft. Gleichzeitig wird dem Anwender zur Problemlösung kontextrelevantes und weiterführendes Wissen aus dem Personal Information Model (PIMO) des Anwenders, dem Unternehmensgedächtnis und frei zugänglichen Quellen wie Wikipedia angeboten“, führt Dengel weiter aus.

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Die heutige Datenflut überfordert den Einzelnen. Um die Fülle an Informationen zu bewältigen, bedarf es eines Wissensmanagementsystem, das die spezifischen Arbeitsmethoden der Nutzerin und des Nutzers berücksichtigt. Im Laufe des Novembers fanden in den USA und Japan Präsentationen statt, wie das System die Büroarbeit bereichern kann. Es folgt dem Ansatz des Semantic Desktop, der das Wissensmanagement in Anwendungen wie E-Mail, Browser und Dateisystem integriert. Das System verwaltet das gesammelte Wissen des Einzelnen und wendet es proaktiv auf die Handschriftenerkennung an. Die alte Kulturtechnik der Handschrift findet so ihren Platz im Zeitalter der Digitalisierung. Individueller geht es kaum. Die manuell erzeugten Daten werden kontextbezogen an das Wissensumfeld des Nutzenden angeschlossen und bedarfsgerecht angeboten.

06.12.2018