Warum haben Kleinstunternehmen immer weniger Auszubildende?

Vor allem der Mittelstand trägt das duale Ausbildungssystem in Deutschland. Immer weniger Azubis arbeiten in Kleinstbetrieben.

Am 1. August startet in den meisten Bundesländern das neue Ausbildungsjahr. In den vergangenen Jahren sammelten sich die Auszubildenden vorrangig in kleinen (27,8 %) und mittleren Betrieben (37,2 %). Nur 16,9 % aller Auszubildenden arbeiteten in 2017 in Betrieben mit höchstens neun sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Im Jahr 2016 gingen noch 17,3 % der Azubis in Kleinstbetrieben ihrer Ausbildung nach. Das berichtet das Institut für Mittelstandsforschung (IfM Bonn).

Die Bundesagentur für Arbeit (BA) verzeichnet in der Ausbildungsstatistik für 2017 deutschlandweit einen leichten Anstieg: Die Zahl der Ausbildungsbetriebe stieg um 821, bei den Auszubildenden gab es ein Plus von 8.300. Gleichwohl verschärft sich der Wettbewerb um den Fachkräfte-Nachwuchs: „Betrachtet man die Entwicklung der vergangenen 15 Jahre, so stellt man fest, dass die Kleinstunternehmen immer mehr ins Hintertreffen geraten: Wurde 2003 noch jeder 4. Ausbildungsvertrag in einem solchen Betrieb geschlossen, so beginnt hier nur noch jeder 6. Auszubildende sein Berufsleben“, erläutert Friederike Welter vom IfM Bonn. In den kleinen und mittleren Betrieben steigen hingegen die Azubizahlen. Auch in Großbetrieben wurden in den vergangenen Jahren wieder mehr Ausbildungsverträge geschlossen.

"Ob es am mangelnden Ausbildungsengagement der Kleinstbetriebe liegt, dass diese Unternehmen deutlich weniger Bewerber als die größeren Unternehmen ansprechen, lässt sich anhand der statistischen Daten nicht allein festmachen. Wenn Betriebe aus ökonomischen Gründen jeweils nur einen Auszubildenden beschäftigen können und keine geeigneten Bewerber und Bewerberinnen finden, dann fallen sie automatisch aus der BA-Statistik heraus", erklärt Welter weiter. Kommt ein Ausbildungsvertrag zustande, bleibt der Azubi nicht automatisch im Unternehmen. Sowohl nach der Probezeit als auch im Verlauf der Ausbildung verlassen viele die Kleinstbetriebe. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Manche erhalten attraktivere Angebote oder streben einen höheren Bildungsabschluss an.

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Wie kann man diesem Trend entgegenwirken? Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) stellte jüngst eine reformierte Ausbildungsverordnung für Edelsteinschleiferinnen und -schleifer vor, die jetzt in Kraft tritt. Das Berufsprofil fasst die bisherigen Ausbildungsberufe Edelsteingraveur/-in, Edelsteinschleifer/-in und Diamantschleifer/-in zusammen. Im Ergebnis entstehen so modernisierte Ausbildungsberufe, die den aktuellen Anforderungen des Arbeitsmarktes entsprechen. In diesem Fall qualifiziert die dreijährige Ausbildung die Absolventinnen und Absolventen  dazu, sowohl in spezialisierten Kleinstbetrieben wie Ateliers als auch in der industriellen Schmuckwarenherstellung zu arbeiten. Das erhöht die Berufschancen wesentlich.

26.07.2018