Hörakustikerin und Hörakustiker

Es ist ein langer Weg, bis aus einer Schallwelle ein vom Menschen wahrgenommenes Geräusch wird. In der Ohrmuschel werden Schallwellen zu Signalen umgewandelt, die dann wiederum von den Nerven ans Gehirn weitergeleitet und dort zugeordnet werden – beispielsweise als Musik, prasselnder Regen oder Baustellenlärm. Bei einigen Menschen liegt auf diesem Weg ein Fehler vor: Ihnen helfen Hörakustikerinnen und Hörakustiker, wieder besser zu hören.

Worum geht’s in diesem Beruf?

Diese Fachkräfte arbeiten mit HNO-Ärztinnen und -ärzten Hand in Hand, weil ärztliche Diagnosen die Grundlage der Arbeit darstellen. Sie führen Kundengespräche, testen das Gehör und stellen Hörgeräte genau auf die Bedürfnisse ihrer Trägerinnen und Träger ein.

Bei ihrer Arbeit kommt es auf zahlreiche unterschiedliche Fertigkeiten und Kenntnisse an: Im Gespräch mit Kundinnen und Kunden sind Einfühlungsvermögen und Psychologie bedeutend. Zur Analyse und Korrektur von Hörfehlern sind Kenntnisse in Medizin, Physik und Elektronik erforderlich. Und nicht nur, weil das Ohr zu den sensibelsten Organen des Menschen zählt, kommt es zudem auch auf Feinmotorik, Feinmechanik und handwerkliches Geschick an. Denn Akustikerinnen und Akustiker fertigen unter anderem auch händisch Silikon-Abdrücke des Gehörgangs an, bei denen es auf Bruchteile eines Millimeters ankommt. Häufig dienen diese Modelle als Grundlage für die Herstellung von Hörgeräte-Schalen und von Ohrpassstücken im 3-D-Drucker.    

Weil viele Menschen einem dauerhaften Umweltlärm ausgesetzt sind, gewinnt neben der Hörhilfe auch der Hörschutz eine zunehmende Bedeutung. Denn wer bei Flugzeuglärm, mit einem Presslufthammer oder bei sehr lauter Musik in Diskotheken arbeitet, muss die Ohren schützen, um Gehörschäden zu verhindern. Hörakustikerinnen und Hörakustiker fertigen dazu den passenden Ohrenschutz an, der individuell an die Anatomie der Ohren von Nutzerinnen und Nutzern angepasst wird.

In der neuen Ausbildungsverordnung (seit 2016 in Kraft) ist der Gehörschutz  daher Bestandteil der Ausbildung. Auch deshalb wurde der Beruf umbenannt und heißt jetzt Hörakustiker und Hörakustikerin statt Hörgeräteakustiker und Hörgeräteakustikerin. 

Fit für die Zukunft?

Kleiner, komfortabler, leistungsstärker – Hörgeräte entwickelten sich mit der Digitalisierung zu winzigen Hochleistungscomputern, die auf minimalem Raum Millionen von Informationen verarbeiten und dennoch eine sehr hohe Tonqualität gewährleisten. Sie sind nahezu unsichtbar und können – anders als ältere analoge Modelle – Störgeräusche wie Wind oder Motorenrauschen nahezu komplett ausblenden.

Mit der Weiterentwicklung der Geräte hat sich auch der Beruf des Hörakustikers und der Hörakustikerin fundamental gewandelt. Die Fachkräfte müssen die Technik möglichst genau auf das Hörvermögen ihrer Kundinnen und Kunden einstellen – und diesen die Bedienung der kleinen Hightech-Geräte erklären.

Digitale Hörgeräte bestehen im Wesentlichen aus einem oder mehreren Mikrofonen, einem digitalen Verstärker und einem Lautsprecher, der Schallsignale ans Ohr weiterleitet. Zuvor werden die Klänge vom Mikrofon aufgenommen und von einem Computerchip im Inneren des Gerätes analysiert. Es ist die Aufgabe von Hörakustikerinnen und Hörakustikern, diesen Computerchip individuell zu programmieren.

Der Arbeitsprozess beginnt immer damit, dass die Fachkräfte das Hörvermögen ihrer Kundinnen und Kunden messen. Je präziser die Ergebnisse, desto besser lassen sich die Geräte an die Bedürfnisse ihrer Trägerinnen und Träger anpassen. Dabei haben sich auch die Messverfahren mit der Digitalisierung spürbar weiterentwickelt: Mit einer Sonde können Akustikerinnen und Akustiker das Hörvermögen kurz vor dem Trommelfell messen – und benötigen dazu keine Rückmeldungen ihrer Kundinnen und Kunden, ab welchem Moment sie die jeweiligen Töne hören. 

Mit dem Einsatz von Hightech in den Hörgeräten hat die Akustik die Grenzen ihrer Möglichkeiten noch lange nicht erreicht: Forscherinnen und Forschern ist es inzwischen erstmals gelungen, Innenohr-Implantate für Gehörlose zu entwickeln. Sie helfen dabei, Töne wahrzunehmen. Dies wird möglich, weil die Implantate Töne in Signale umwandeln, die sie direkt ans Gehirn weiterleiten. Hier wird deutlich: Weitere Fortschritte in Forschung und Technologie dienen nicht nur dem Wohle von Patientinnen und Patienten, sondern fördern auch den kontinuierlichen Wandlungsprozess in den zugehörigen Berufsbildern.