LOW COST AUTOMATION – eine Alternative zur menschenleeren Fabrik

Ein Expertenbeitrag von Ralf Müller-Polyzou, Dr. Nicolas Meier und Prof. Dr. Georgiadis, Leuphana Universität Lüneburg
Der digitale Wandel in der industriellen Produktion ist für die Industrie 4.0 von erheblicher Bedeutung. In Mittelstandszentren werden Anwendungsbeispiele dargestellt und der Transfer in den deutschen Mittelstand vorangetrieben. Zu den demonstrierten Lösungen zählen auch Robotersysteme und vollautomatische Maschinen, die Schnelligkeit und Effizienz im Dauereinsatz versprechen.

Viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) können sich ihre Fabriken jedoch keinesfalls menschenleer vorstellen. Sie vertrauen auf die Erfahrung der langjährigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und deren Kompetenzen im Sozialgefüge einer oft mit dem Unternehmen gewachsenen Belegschaft. Zudem ist eine vollautomatisierte Produktion für viele KMU zu kapitalintensiv, wenig flexibel und nicht wandlungsfähig. Der Weg der Low Cost Automation über intelligente Assistenzsysteme dagegen führt zu hochwertigen und ergonomischen Arbeitsplätzen. Gleichzeitig können so auch flexible und wandlungsfähige Produktionsabläufe realisiert werden.

Dipl.-Ing. Ralf Müller-Polyzou hat Elektrotechnik an der RWTH Aachen studiert und ist Patentingenieur. Er promoviert an der Leuphana Universität Lüneburg zum Thema Assistenzsysteme und leitet das Produktmarketing der LAP GmbH Laser Applikationen.
Dr. Nicolas Meier promovierte am Institut für Produkt- und Prozessinnovation PPI der Leuphana Universität Lüneburg und arbeitet aktuell als Postdoktorand am Forschungszentrum Digitale Transformation
Prof. Dr. rer-nat. Prof. hc. Anthimos Georgiadisist Professor für Prozessmesstechnik und intelligente Systeme. Er leitet das Institut für Produkt- und Prozessinnovation PPI der Leuphana Universität Lüneburg.

Am Institut für Produkt- und Prozessinnovation der Leuphana Universität Lüneburg arbeitet das Forschungsteam an Lösungen zur menschzentrierten Low Cost Automation. In dem praxisbezogenen Projekt werden laserbasierte Assistenz-Systeme für den Einsatz in der Industrie 4.0 eingesetzt, weil sie über die Kosten hinaus eine hohe Handlungsfähigkeit und Agilität vorweisen. Laserbasierte Assistenz-Systeme sind aufgrund ihrer spezifischen Eigenschaften für den Einsatz in vielen Branchen interessant. Die projizierten Laserlinien sind auch bei variierendem Umgebungslicht gut zu erkennen und bilden oft eine weitere Erkennungs- und Messebene. Eine präzise Darstellung von Konturen auf dreidimensionalen Objekten ist auch in großen Maßstäben möglich. So werden zum Beispiel Rotorblätter für die Windindustrie mithilfe von laserbasierten Assistenz-Systemen hergestellt. Auch in der Luftfahrtindustrie und im Schiffbau sind die Systeme bei der Herstellung von Composite-Teilen und in der Montage im weltweiten Einsatz.

Die Forschungsarbeiten konzentrieren sich auf drei Dimensionen:

  • Mensch-Maschine: Die Akzeptanz moderner Bedienkonzepte durch exemplarische Implementierung und Verifizierung in definierten Fällen (Case Studies) und Fokusgruppen.
  • Maschine-Mensch: Die gebrauchstaugliche und ergonomisch sinnvolle Darstellung digitaler Arbeitspläne für Laser-Assistenz-Systeme.
  • Maschine-Maschine: Die Integration von Laserscanner-basierten Montagehilfen und/ oder Prozessüberwachungen in Produktionssystemen. sowie die Realisierung zukunftsträchtiger cloudbasierter Lösungen zur kontinuierlichen Prozessoptimierung und Produktqualität.
  •  

Das Projekt wird in der Digitalen Fabrik des Forschungszentrums Digitale Transformation der Leuphana Universität in Zusammenarbeit mit der LAP GmbH Laser Applikationen realisiert. Das Forschungszentrum widmet sich den Herausforderungen der Digitalisierung in Wirtschaft und Gesellschaft. Forscherinnen und Forscher kooperieren in interdisziplinären Projekten mit industriellen Partnern mit dem Anspruch, durch Forschung zu einem praxisrelevanten Wissensprozess beizutragen. Die Leuphana Lernfabrik ermöglicht es Studierenden darüber hinaus, die Konzepte der Industrie 4.0 direkt zu testen und deren Nutzen zu evaluieren.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2018 - Arbeitswelten der Zukunft.