Frage des Monats

Das Wissenschaftsjahr 2015 – Zukunftsstadt bot eine Plattform, um kontrovers über Wege der nachhaltigen Stadtentwicklung zu diskutieren. In dieser Rubrik konnten Sie mitdebattieren und auch in den Sozialen Medien Ihre Antworten auf einige Fragen zur Zukunftsstadt geben. Hier erfahren Sie, was Experten denken.

Frage des Monats

Pro

Durch die breite Verfügbarkeit von industriell hergestellten Lebensmitteln in der globalisierten Welt, mit all den einhergehenden Lebensmittelskandalen, falschen Werbeversprechungen und Lebensmittelüberschüssen, hat in der Bevölkerung ein Umdenken stattgefunden. Insbesondere die weiten Transportwege und die fehlende Transparenz über die Verfahren der Lebensmittelherstellung sind ein Grund für viele kritische Verbraucher, das Modell der konventionellen Lebensmittelgewinnung zu hinterfragen. Selbstversorgung im eigenen Garten oder Balkon verspricht ein Stück Unabhängigkeit - und die Gewissheit, unbehandeltes Obst und Gemüse zu genießen.

Stadtbewohnerinnen und Stadtbewohner schließen sich immer häufiger zu Initiativen wie „Mundraub macht mobil" zusammen. Dieses Projekt der Initiative mundraub.org beispielsweise zeigt auf einer digitalen Landkarte Obstbäume, Obststräucher, Nüsse und Kräuter im öffentlichen Raum. Bürgerinnen und Bürger geben Tipps, wo Ernteplätze zu finden sind, treffen sich zum gemeinsamen Ernten und beleben dadurch alte Traditionen und sogar Rezepte zur Weiterverarbeitung von Obst, Gemüse und Kräutern.

Über die Autorin

Portraitofoto vom Amdie Arndt

Andie Arndt studierte Publizistik und ist ausgebildete Medienpädagogin. Bei Mundraub arbeitet sie als Pressesprecherin und ist u.a. für Erntecamps und Workshops verantwortlich.


Contra

Produktive Gärten kehren gerade in unsere Städte zurück, Garteninitiativen sprießen aus dem Boden und selbst vormals verrufene Schrebergärten sind wieder attraktiv für junge Familien. Stadtgärtner treffen dabei jedoch oft auf hohe Schadstoffbelastungen im Boden und an verkehrsreichen Standorten auch in der Luft. Wie gesund ist die Stadtmöhre, der Alleeapfel oder Parkchampignon?

Studien zu Schwermetallbelastung im Berliner Stadtgemüse und in wildwachsenden Pilzen zeigen, dass über die Hälfte der Proben EU Grenzwerte für Blei und Cadmium überschreiten. Stadtobst und Pilzkulturen sind auch an verkehrsreichen Standorten jedoch in der Regel nicht belastet.

Also Hände weg vom Stadtgemüse? Nein, beim Stadtgärtnern sollte man nur einige Schutzmaßnahmen berücksichtigen. Der Aufbau eines Innenstadtgartens sollte sich an Folgendem orientieren: Straße mit üppiger Straßenbegleitvegetation - Schutzhecke mit biodiversitätsfreundlichen Gehölzen - Schnittblumen als Element des produktiven Stadtgartens - Obstgehölze - Obststräucher - Fruchtgemüse und Wurzelgemüse - Blattgemüse und Kräuter - Abstand zur Hauswand, wenn bleihaltige Farben genutzt wurden. Auf Hochbeeten sollten zertifizierte Substrate genutzt werden.

Über die Autorin

Dr. Ina Säumel studierte Geographie und Biologie an der Humboldt Universität zu Berlin, promovierte im DFG Graduiertenkolleg Stadtökologie. Sie forscht und lehrt seit 2004 am Institut für Ökologie an der Technischen Universität Berlin, wo sie derzeit eine Nachwuchsforschungsgruppe zur Nachhaltigen Landnutzung in Südamerika leitet.

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