Deutschlands Rohstoff-Inventur: Was steckt in Häusern, Straßen & Co?

Urban-Mining-Studie – die Stadt als Rohstofflieferanten nutzen

Wachsende Städte sind wahre Rohstofffresser. Immer neue Rohstoffe abzubauen, gerät in Konflikt mit nachhaltigem Wirtschaften. Eine Lösung verspricht idealerweise eine geschlossene Kreislaufwirtschaft, in der viele Rohstoffe nicht mehr in Bergwerken oder Steinbrüchen, sondern per „Urban Mining“ aus ausgedienten Häusern, Leitungen, Autos und Geräten gewonnen werden. Über wie viele dieser Sekundärrohstoffe Deutschland potenziell verfügt, hat das Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) gemeinsam mit Partnern für das Umweltbundesamt (UBA) untersucht.

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Weltweit sind 200 Millionen Tonnen Aluminium in Bauwerken „zwischengelagert“. In einer 100-Quadratmeter-Wohnung in Mitteleuropa sind circa 7.500 Kilogramm Metalle verbaut. Die Rohstoffe sind im Prinzip wieder verfügbar, wenn die Gebäude zurückgebaut werden. Die UBA-Studie taxiert den deutschen Gesamtbestand im sogenannten „anthropogenen Lager“, darunter Gesteine, Metalle, Holz, Kunststoffe und mineralische Baustoffe, auf 42 Milliarden Tonnen Material. Im Mittel entspricht dies einem Zuwachs von rund zehn Tonnen pro Einwohner und Jahr.

Der Rohstoffkreislauf mit Sekundärrohstoffen funktioniert bereits, das belegen die aktuellen Zahlen der Forscher. Die deutsche Industrie bezieht aus dem anthropogenen Materiallager rund 15 Prozent der Rohstoffe, die für die Herstellung langlebiger Güter benötigt werden. „Damit schonen wir nicht nur unsere natürlichen Ressourcen“, betont Projektleiter Georg Schiller vom IÖR. „Dieses sogenannte ‚Urban Mining‘ kann auch noch einen positiven Nebeneffekt für Deutschland haben: Wir machen uns damit ein Stück weit unabhängiger von Rohstoffimporten.“ Denn bis auf wenige Ausnahmen wie Steine und verschiedene Erden sei die Bundesrepublik bisher auf Rohstoffimporte angewiesen.

Heute geht es nicht mehr ausschließlich um Abfallvermeidung wie noch vor etwa 25 Jahren, als in Europa die ersten Abfallwirtschaftsgesetze verabschiedet wurden. Damals ging es um Recycling, heute steht Urban Mining für den systematischen Umgang mit Sekundärrohstoffen. Dafür braucht es weitere Forschung, neue Techniken und zu guter Letzt eine langfristige Strategie. Die nächsten Schritte in diese Richtung werden bereits unternommen. Auf Basis der UBA-Projektergebnisse entstehen eine Datenbank und ein dynamisches, fortschreibbares Bestandsmodell. Das Modell soll Prognosen über die künftige Entwicklung von Sekundärrohstoffen aus langlebigen Gütern ermöglichen. Auch an diesem Forschungsvorhaben ist das IÖR beteiligt.

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