Höhere Kaufkraft durch TTIP?

Studie untersucht Auswirkungen in deutschen Städten und Landkreisen

 

Ein Freihandelsabkommen, wie die derzeit zwischen den USA und der EU verhandelte Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP), will Handelsbarrieren abbauen. Das löst nicht nur in Deutschland kontroverse Diskussionen aus. Ökonomen der Universität Würzburg haben in einer Studie mögliche Auswirkungen von TTIP auf die Kaufkraft in verschiedenen Ländern modelliert. Für Deutschland haben sie die Effekte bis auf Landkreisebene heruntergebrochen.

TTIP würde die Kaufkraft in Irland und Luxemburg am stärksten wachsen lassen, auch Deutschland profitiert. Schlechter dagegen stehen Taiwan und der „Rest der Welt“ (RoW) da. © Oliver Krebs / Michael Pflüger

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Chlorhühnchen, Genmais, Klontiere – sollten Handelsbarrieren zwischen den USA und Europa fallen, könnten „ungewohnte“ Produkte ohne Weiteres auch in Deutschland verkauft werden. Manche Verbraucher lehnen TTIP allein deshalb ab. Kritiker des Abkommens stoßen sich aber auch an der Rolle von Schiedsgerichten, die zukünftig Konzerninteressen gegen deutsche Umwelt- und Sozialgesetze durchsetzen könnten. „Wenn es um TTIP geht, wird in Deutschland zwar zu Recht viel über Schiedsgerichte und Umweltstandards diskutiert, nicht aber über die Auswirkungen des Abkommens auf den Rest der Welt und die Welthandelsordnung insgesamt“, sagt Professor Michael Pflüger vom Volkswirtschaftlichen Institut der Universität Würzburg.

Durch die Liberalisierung des Handels zwischen den USA und Europa werde die Kaufkraft in den 402 deutschen Landkreisen und Städten steigen, „(...) in manchen Regionen mehr, in anderen weniger“, so Pflüger. Die größten Wachstumsraten sehen die Wissenschaftler für starke Standorte der Autoindustrie wie etwa Wolfsburg oder Dingolfing, aber auch industrielle Ballungsräume wie der Landkreis Spree-Neiße könnten profitieren. EU-weit sind starke Zuwächse vor allem in Irland und Luxemburg abzusehen. In Ländern, die wirtschaftlich eng mit den USA vernetzt sind, aber nicht an TTIP teilnehmen, werde die Kaufkraft der Verbraucher umso stärker leiden, je größer die Handelsliberalisierung ausfällt. Hier sehen die Forscher vor allem Kanada, Mexiko, China und Russland gefährdet.

„Mit Blick auf die weltweiten Effekte halte ich TTIP für keine überzeugende Sache“, fasst Pflüger zusammen. Der Würzburger Ökonom präferiert ein weltumspannendes Handelsabkommen, doch die Welthandelsorganisation WTO hätte momentan keinen leichten Stand. Erschwerend käme hinzu, dass die USA zweigleisig fahren und parallel ein Abkommen mit den Pazifik-Anrainern verhandeln. Auch aus diesem Grund sei es schwierig einzuschätzen, was TTIP bringen könne. Umso wichtiger sei es, die Studie fortzuführen und sie den aktuellen Wirtschaftsdaten und dem Stand der TTIP-Verhandlungen anzupassen. Das werde auch im Rahmen des DFG-Forschungsprojekts „Regional Growth and Structural Change“ passieren.

Michael Pflüger und Oliver Krebs haben ihre Analyse als Diskussionspapier beim „Institut für die Zukunft der Arbeit“ (IZA, Bonn) veröffentlicht. Außerdem stellen der Professor und sein Doktorand das Papier auf internationalen Konferenzen vor.


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