Im Süden lebt sich's länger

Wirtschaftliche Entwicklung beeinflusst Lebenserwartung immer stärker

25 Jahre nach der Wiedervereinigung hat sich die Lebenserwartung der Ostdeutschen und Westdeutschen stark angenähert. Statt der Ost-West-Kluft zeigt sich nun ein Süd-Nord-Gefälle, das die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte widerspiegelt. Diese Ergebnisse basieren auf einer Studie, in der Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock regionale Trends in der Lebenserwartung analysiert haben.

Lebenserwartung in Deutschland
Lebenserwartung in Deutschland. © MPIDR
Zur kompletten Kartenansicht bitte auf das Bild klicken.

Neues aus der Wissenschaft

Wettermessmast

Aktuelle Meldungen

Entdecken Sie weitere aktuelle Meldungen aus der Wissenschaft.

Schlechte gesundheitliche Versorgung und Umweltbelastungen führten nach Einschätzung der Demografen dazu, dass Ostdeutsche zu DDR-Zeiten eine deutlich geringere Lebenserwartung als Westdeutsche hatten. 1996 lebten Frauen im Westen mit 80,2 Jahren im Schnitt über ein Jahr länger als im Osten mit 79,0 Jahren. 2010 betrug die durchschnittliche Lebenserwartung bei Frauen im Westen 82,8, im Osten 82,6 Jahre. Die ostdeutschen Männer hinken diesem Trend hinterher: Ihre Lebenserwartung lag 2010 bei 76,6 Jahren, im Westen bei 78,0 Jahren. Im Vergleich zu 1996 zeigt sich aber eine deutliche Verbesserung – damals wurden Männer im Osten im Schnitt 71,8 Jahre alt, im Westen 74,1.

„Die Lebenserwartung hat überall zugelegt und steigt überall weiter“, fasst Demograf Sebastian Klüsener vom MPIDR zusammen, „aber die Regionen profitieren extrem unterschiedlich.“ Einen großen Gewinner konnten die Demografen im Nordosten ausmachen. Spitzenreiter sei der Landkreis Rostock mit einem Plus von 6,5 Jahren bei den Männern und auch in Kreisen wie Dahme-Spreewald oder Uckermark in Brandenburg hätten ihre Geschlechtsgenossen über sechs Lebensjahre gewonnen.

Am längsten leben die Deutschen im Süden: Top-Bundesland bei der Lebenserwartung der Frauen ist Baden-Württemberg mit 83,6 Jahren, gefolgt von Sachsen, Bayern und Hessen. Ein Süd-Nord-Gefälle sei unübersehbar. „Ob eine Region abgehängt wird, ist aber immer weniger eine Frage der Himmelsrichtung“, gibt Sebastian Klüsener zu bedenken. Vielmehr gleiche der Atlas der Lebenserwartungen zunehmend einem Flickenteppich mit bundesweit einzelnen starken und schwachen Regionen, da auch im Westen Gebiete mit strukturellen ökonomischen Problemen in der Lebenserwartung zurückfallen. Lagen die Kreise mit der kürzesten Lebensspanne der Frauen 1996 noch im Osten, häufen sie sich jetzt im Ruhrgebiet und im Saarland.

zu weiteren Informationen


Logo des idw

 

in Kooperation mit dem idw - Informationsdienst Wissenschaft


Metadaten zu diesem Beitrag

Schlagworte zu diesem Beitrag:

  • #Nachhaltigkeit
  • #Ressourcen
  • #Rostock
  • #idw
  • #Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR)

Mehr zum Themenfeld:


Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!