Energieeffiziente Abwärmenutzung für die Produktion tropischer Nahrungsmittel im urbanen Bereich

In Kleintettau (Oberfranken) produzieren wir subtropische und tropische Früchte und Süßwasser-Speisefische in Bio-Qualität. Es entstand ab Herbst 2011 eine Gewächshausanlage mit ca. 3.500m2 Fläche, ein erstes Referenzprojekt für die energieeffiziente industrielle Abwärmenutzung im Niedrigtemperaturbereich.

Klein Eden
©Klein-Eden Tropenhaus am Rennsteig GmbH

Bei Klein-Eden, wie das oberfränkische Projekt getauft wurde, setzt man auf das Polykultursystem, welches nahezu geschlossene Kreisläufe bildet, indem es Ressourcen wie Energie, Wasser, Sonnenlicht und Nährstoffe mehrfach nutzt.

Die Abwärme aus dem benachbarten Industriebetrieb ist im Low-Ex-Bereich, oder auch bezeichnet als Niedertemperaturbereich, (Vorlauftemperatur 35-38°C) und 365 Tage im Jahr verfügbar.

Im Mittelpunkt der Forschungsarbeit stehen tropische Obstsorten wie Papaya, Naranjilla und Maracuja, des Weiteren werden Banane, Karambole, Cherimoya, Guaven, diverse Gemüse und Kräuter und viele andere Exoten erforscht.

Neben exotischen Pflanzen werden Nilbuntbarsche (Oreochromis spp.) als tropische Speisefische gezüchtet.

Über den Autor

Portraitfoto von Ralf Schmitt

Ralf Schmitt ist Geschäftsführer des Tropenhauses Klein Eden.

Die Warmwasserkreislaufanlage hat insgesamt 120m² Beckenvolumen in der Mast und ca. 17m² in der Jungfischzucht. Die primäre Filterung läuft über ein Aquaponic-System (Pflanzenfilterung) und das nährstoffreiche, warme Fischabwasser des Trommelfilters dient zur Bewässerung und Düngung der Gewächshauskulturen. Das Besondere ist, dass die Anlage zu 99 Prozent auf Regenwassernutzung basiert.

Auch erste Forschungen im Bereich der Terra-Preta Herstellung und Anwendung laufen erfolgreich seit 2014 an.

Terra preta (portugiesisch für „schwarze Erde") beziehungsweise Terra preta do indio ist ein altes indigenes Wissen aus dem Amazonasbecken.

Terra Preta entsteht durch langjährigen Eintrag oder auch Vergärung von Asche, Biomasse, Küchenabfällen, Verkohlungsrückständen, pyrogenem Kohlenstoff, Knochen und menschlichen Fäkalien. Durch Mikroorganismen und Bodentiere wird ein Teil der organischen Substanz abgebaut (Mineralisierung).

Der wichtigste Bestandteil für die Erzeugung der Terra preta ist Pflanzenkohle, die durch ihren langsamen Abbau (ca. 2.000 Jahre) zur Stabilität beiträgt; zur Entstehung und Erhaltung werden jedoch auch Nährstoffe und Mikroorganismen benötigt.

In unserer Anlage vergären wir organisches Material (Pflanzenabfälle und Fischabfälle) mit dieser Pflanzenkohle und bringen das Endprodukt anteilsmäßig wieder in den Boden ein.

Die Anlage ermöglicht es ab 2016 auf 2.600m² jährlich acht Tonnen Fisch und acht bis zehn Tonnen Frucht und Gemüse zu produzieren und durchläuft seit Februar 2014 das Öko-Kontrollverfahren.

Auch wenn bisher nicht alle Forschungsergebnisse vorliegen, hat das Projekt bereits gezeigt, dass tropische Nutzpflanzen und Speisefische unter nachhaltig wirtschaftlichen Bedingungen zukünftig in Mitteleuropa erzeugt werden können.

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

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