Zukunftsinitiative Niedrigenergiegewächshaus

Ein Meilenstein für den Gartenbau

Vor etwa sechs Jahren hatte ich einen Traum: die Produktion von Gemüse und Zierpflanzen in Gewächshäusern ohne fossile Energie und damit ohne (fossile) CO2-Emissionen.

Gewächshäuser
Versuchsgewächshäuser des ZINEG Verbundforschungsvorhabens

Zusammen mit Kollegen der Universitäten Berlin und München entwickelten wir Konzepte für Niedrigenergiegewächshäuser. Uns war klar, dass unser Ziel nur als systemorientierter Ansatz mit der Kombination technischer und kulturtechnischer Maßnahmen erreicht werden konnte. Deshalb suchten wir uns als weitere Projektpartner gartenbauliche Versuchseinrichtungen. Gemeinsam erstellten wir einen Projektantrag für ein Verbundforschungsvorhaben „Zukunftsinitiative Niedrigenergiegewächshaus“ (ZINEG). Wir erhielten eine Projektförderung vom Bundes-Umweltministerium und der Landwirtschaftlichen Rentenbank unter Federführung des Bundes-Landwirtschaftsministeriums mit Unterstützung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung. Am 1. Mai 2009 konnten wir offiziell mit der Planung und dem Bau von zunächst drei unterschiedlich konzipierten Niedrigenergiegewächshäusern in Berlin, Hannover und Schifferstadt beginnen. Etwas später kam an der Hochschule Osnabrück ein viertes Versuchsgewächshaus dazu.

Die Forschungsschwerpunkte im ZINEG-Projekt verteilten sich auf die Bereiche:

  • geschlossene Betriebsweise mit Nutzung solarer Überschussenergie für Tomaten und Gurken (Berlin)
  • Foliengewächshäuser mit maximaler Wärmedämmung und CO2-neutraler Beheizung nach dem Wärmemengenkonzept für Bio-Tomaten (Schifferstadt/München)
  • Gewächshaus mit maximaler Wärmedämmung und Integrationsstrategien bei Topfpflanzen (Beet- und Balkonpflanzen, Weihnachtssterne und Begonien) (Hannover)
  • Gewächshaus mit Wärmeschutzverglasung für Topfpflanzen (s.o.) (Osnabrück)
  • ökonomische und ökologische Systembewertung (Berlin)

Nach ca. einem Jahr Planungs- und Bauphase konnten wir 2010 mit den Versuchen beginnen.

Über den Autor

Portraitfoto von Prof. Dr. Tantau

Prof. Dr. Hans-Jürgen Tantau war bis September 2010 Geschäftsführender Leiter des Fachgebiets Biosystem- und Gartenbautechnik der Leibniz Universität Hannover. Von Mai 2009 bis Dezember 2014 koordinierte er das Forschungsverbundprojekt "Zukunftsinitiative Niedrigenergiegewächshaus" (ZINEG).

Im Vergleich mit einem konventionellen Gewächshaus (als Referenz) erreichten wir eine Energieeinsparung von 70 bis 90 Prozent. Das bedeutet eine Steigerung der Energieeffizienz um den Faktor 3 bis 5. Die Reduktion der CO2-Emissionen lag in ähnlicher Größenordnung bei etwa 60 bis 80 Prozent. Das ist wichtig für den CO2-Footprint. Außerdem wurde etwa halb so viel Wasser wie im Referenzhaus verbraucht. Das verdoppelt die Wassernutzungseffizienz. Für die ökonomische Bewertung ist es wichtig, dass in den ZINEG-Gewächshäusern gleiche Qualitäten und damit gleiche Erlöse bei Topfpflanzen erzielt wurden; bei Tomaten konnte sogar eine Ertrags- und Qualitätssteigerung durch eine längere CO2-Düngung nachgewiesen werden. Die ökonomische Bewertung zeigte, dass die Mehrkosten für ein ZINEG-Gewächshaus sich in drei Jahren amortisieren können. Die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe wird gestärkt und ein wichtiger Schritt zu einer „Green Economy“ getan.

Wir sind besonders stolz auf die Auszeichnung des ZINEG-Projektes mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Forschung im November 2014.

Jetzt geht es darum, die positiven Ergebnisse in die Praxis zu transferieren. Dabei denken wir auch an Einsatzmöglichkeiten in der Zukunftsstadt („Urban Horticulture“). Die Niedrigenergiegewächshäuser können z.B. auf Flachdächern errichtet werden, die Abwärme der Gebäude zur Heizung nutzen und überschüssige Solarwärme an das Gebäude abgeben.

 

zum Forschungsprojekt ZINEG

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2015 – Zukunftsstadt.

Metadaten zu diesem Beitrag

Schlagworte zu diesem Beitrag:

  • #Energie
  • #Nachhaltigkeit
  • #Berlin
  • #Hannover
  • #München
  • #Osnabrück

Mehr zum Themenfeld:


Kommentare (0)

Keine Kommentare gefunden!