Gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung

Ein Expertinnenbeitrag von Dr. Uta Wegewitz, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)Gut gestaltete Arbeit ist eine Ressource für die Gesundheit der Beschäftigten. Gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen gehen einher mit einer höheren Arbeitszufriedenheit und einem verminderten Stresserleben. Dennoch ist der Alltag vieler Menschen geprägt durch Zeit- und Leistungsdruck, häufige Störungen oder Unterbrechungen und das Ausführen monotoner, sich ständig wiederholender Arbeitsvorgänge. Dauerhafte psychische Belastungen am Arbeitsplatz können jedoch krank machen.

Gesunde und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ein entscheidender Faktor für erfolgreiche Unternehmen. Der Wandel der Arbeitswelt geht einher mit neuen Anforderungen und Belastungen für die Beschäftigten. Vor diesem Hintergrund ist es von besonderer Bedeutung, die Gesundheit und Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten zu erhalten, zu fördern oder wiederherzustellen. Gesundheit heißt nicht nur die Abwesenheit von Krankheit, sondern sie ist gemäß der Definition der Weltgesundheitsorganisation ein Zustand völligen psychischen, physischen und sozialen Wohlbefindens. Alle Anstrengungen eines Unternehmens zur Förderung der Mitarbeitergesundheit sollten in einem umfassenden und integrativen Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) sinnvoll gebündelt werden.

Dr. Uta Wegewitz studierte Ernährungswissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und absolvierte darüber hinaus ein Masterstudium im Fach Public Health an der Berlin School of Public Health. Am Berliner Standort der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) ist sie seit 2010 tätig. Seit 2013 ist sie Leiterin der Fachgruppe „Evidenzbasierte Arbeitsmedizin, Betriebliches Gesundheitsmanagement“ an der BAuA. Sie ist zudem seit vielen Jahren begeisterte Chorsängerin.

Gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung

Bei einer menschengerechten Gestaltung der Arbeit sollte man die folgenden Bereiche im Blick haben:

 

  • die Arbeitsaufgabe (z.B. Vermeiden monotoner Tätigkeiten),
  • die Arbeitsorganisation (z.B. ausreichende Pausen und Erholzeiten),
  • die Arbeitsumgebung (z.B. ergonomisch gestaltete Arbeitsmittel) und
  • die sozialen Beziehungen (z.B. soziale Unterstützung).

 

 

Soziale Unterstützung am Arbeitsplatz als gesundheitliche Ressource

Insbesondere die soziale Unterstützung am Arbeitsplatz – gemeint ist die Unterstützung durch Vorgesetzte sowie Kolleginnen und Kollegen - ist eine wichtige gesundheitliche Ressource, mit der sich Anforderungen und Belastungen besser bewältigen lassen. Bei hoher sozialer Unterstützung steigt zudem die Arbeitszufriedenheit, das Erkrankungsrisiko nimmt dagegen ab.

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In der Praxis gibt es hier aber noch Nachholbedarf. So wurde in der letzten BIBB/BAuA-Erwerbstätigenbefragung von 2012 beispielsweise gezeigt, dass ca. 40 Prozent der abhängig Beschäftigten nicht regelmäßig auf Hilfe und Unterstützung ihrer Vorgesetzten zurückgreifen können. Abhängig Beschäftigte sind Arbeitnehmende, die in den Betrieb eines Arbeitsgebers eingegliedert sind. Um das soziale Miteinander zu fördern und damit einen Beitrag für die (psychische) Gesundheit der Mitarbeitenden zu leisten, sind Verbesserungen auf mehreren Ebenen empfehlenswert: auf organisationaler Ebene, auf Teamebene und auf individueller Ebene.

Auf Ebene der Organisation müssen gute Rahmenbedingungen hergestellt werden, wie beispielsweise die Förderung einer gesundheitsorientierten Betriebskultur oder die Bereitstellung von Ressourcen, z. B. für die Schulung von Führungskräften. Zudem sollte ein umfassendes Gesundheitsmanagement entwickelt und gelebt werden. Innerhalb von Teams bieten sich Mitsprachemöglichkeiten der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und kooperative Arbeitsstrukturen an, um das Miteinander zu verbessern. Auch sollte genügend Raum für Kommunikation und gemeinsame Aktivitäten gegeben werden. Gemeinsame Gesundheitsaktivitäten im Betrieb wirken sich nicht nur günstig auf das Wohlbefinden der einzelnen Beschäftigten aus, sondern sie können auch positive Effekte auf die Arbeit im Team haben. Dies können die Durchführung eines Gesundheitstages sein, Team-Events, die Mitwirkung in Betriebssportgruppen bzw. die gemeinsame Teilnahme an Bewegungsangeboten, Singen im Betriebschor, aber auch zusammen (gesund) essen gehen. Solche gemeinsamen Erfahrungen fördern den Austausch zwischen den Kolleginnen und Kollegen, erzeugen eine positive und produktive Stimmung und stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Darüber hinaus tragen auch individuelle Maßnahmen zur Stärkung insbesondere der psychischen Gesundheit bei, wie beispielsweise Entspannungs- und Stressbewältigungstrainings und Qualifizierungsmöglichkeiten.

Teamaktivitäten und eine insgesamt gesundheitsförderliche Betriebskultur tragen dazu bei, die Gesundheit der Mitarbeitenden zu erhalten und zu fördern. Warum also nicht einmal einen Gesundheitstag im Betrieb planen und mit einem gemeinsam erlernten Kanon eröffnen?


Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2018 – Arbeitswelten der Zukunft.