Stressbewältigung durch Teambuilding

Ein Expertenbeitrag von Dr. Nadja Walter, Universität Leipzig Personalentwicklungsmaßnahmen, beginnend bei der berufseinführenden fachlichen und methodischen Ausbildung, über berufsbegleitende Zusatzqualifikationen bis hin zu arbeitsplatznahen Coachings, gehören zum beruflichen Alltag eines fast jeden Unternehmens und haben Wissenserwerb, Verhaltensmodifikation und die (Weiter-)Entwicklung der Persönlichkeit zum Ziel.

Dr. Nadja Walter erlangte ein Diplom in Sportwissenschaft, Schwerpunkt: Prävention, Rehabilitation und Therapie an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Sport- und Bewegungspsychologie am Institut für Sportpsychologie und Sportpädagogik, Universität Leipzig, freiberufliche Weiterbildungsreferentin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind u.a. Verhaltensänderung im Bereich Bewegung und Ernährung, Kommunikations- & Interaktionsprozesse in der (sport-)psychologischen Beratung und Stressbewältigung und -prävention im betrieblichen Setting.

Neben Einzelmaßnahmen haben sich inzwischen auch Maßnahmen für Teams und Arbeitsgruppen etabliert, die Teamentwicklung bzw. Teambuilding fokussieren. Bei solchen Teamentwicklungsmaßnahmen stehen vor allem soziale und aufgabenbezogene Prozesse innerhalb bereits bestehender Teams im Vordergrund, um zum einen die Leistungsfähigkeit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern optimal zu entfalten und um andererseits sowohl die Qualität der Arbeit als auch die des Zusammenlebens im Team zu verbessern. Inhaltlich thematisieren solche Maßnahmen in der Regel Zielsetzung, Beziehungs- und Rollenklärung und/oder Problemlösung. Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels sowie der fortschreitenden Technisierung und Globalisierung fokussieren Personalentwicklungsmaßnahmen in jüngerer Zeit besonders auch Inhalte wie Stressprävention und Stressbewältigung oder Gesundheit am Arbeitsplatz. Besonders beliebt sind Maßnahmen, die konkrete Probleme der täglichen und zukünftigen Zusammenarbeit und psycho-physiologischen Belastungen der beteiligten Personen in den Mittelpunkt rücken. Diese berufsspezifischen Inhalte können mit erlebnis-orientierten oder Outdoor-Events wie Floßbauen, Schafe hüten, Rätselräume oder gemeinsames Kochen kombiniert werden.

Gleichzeitig haben Teambuildingmaßnahmen positive Effekte auf die subjektive und objektive Teamleistung und können hierdurch ebenfalls belastungsreduzierend wirken. Speziell die gemeinsame Beteiligung und der Erfahrungsaustausch von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und Führungskräften führten zum verbesserten Verständnis füreinander und einer lösungsorientierteren Kommunikation untereinander. Wie Teamtrainings zur Stressprävention und -bewältigung inhaltlich gestaltet werden können und welchen zeitlich-organisatorischen Rahmen sie haben sollten, ist abhängig vom Team und den beruflichen Anforderungen. Grundsätzlich empfehlen sich derartige Maßnahmen über einen längeren Zeitraum und in mehreren Teilen, jedoch sind einmalige Maßnahmen – z. B. im Rahmen eines Teamtages – ein generell guter Einstieg, der unter Umständen zu weiteren Teamaktivitäten führen kann.

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Bei diesen kombinierten Trainings stehen insbesondere der Erfahrungsaustausch und die Aktivität der Teilnehmenden im Vordergrund, da sie eine rege Kommunikation und Kooperation und damit Interaktion erfordern. Die Teammitglieder müssen insbesondere im erlebnis-orientierten Teil ihre Handlungen selbst steuern und sind dazu angehalten Erfahrungen einfließen zu lassen und voneinander zu lernen. Eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen konnten stressreduzierte Effekte durch Teamentwicklungsmaßnahmen nachweisen und so positive Zusammenhänge sowohl mit emotionalen Aspekten wie Gruppenzusammenhalt, Vertrauen, Kommunikation und persönlichem Nutzen, aber auch mit kognitiven Variablen wie Einstellung und interpositional knowledge herstellen. Interpositional knowledge bedeutet das Wissen über Tätigkeiten und Anforderungen der Teammitglieder; das Wissen darüber, welche Informationen Kolleginnen und Mitarbeiter benötigen, um die Arbeitsaufgaben so gut wie möglich umzusetzen.


Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2018 – Arbeitswelten der Zukunft.