Digitale Landwirtschaft: solarbetriebener Roboter verbessert Strauchbeeren-Produktion

Kurz geschnittener Unterwuchs spart Spritzmittel und lässt Beerensträucher üppiger tragen. Das Schneiden könnten künftig Roboter übernehmen, die ihren Strom aus Sonnenenergie vom Hof beziehen. Ein Potsdamer Forschungsteam und Brandenburger Obstbauern arbeiten an dieser Vision von digitaler Landwirtschaft.
Auf 995 Hektar werden in Brandenburg Himbeeren, Johannisbeeren und Heidelbeeren angebaut. Fachkräftemangel und steigende Lohnkosten zwingen die Betriebe zu rationalisieren. Zudem verlangen Verbraucherinnen und Verbraucher zunehmend ökologisch erzeugte Früchte, Alternativen zum konventionellen Pflanzenschutz sind gefragt.
Eine Möglichkeit besteht darin, mechanische Pflegemaßnahmen wie das Mähen zwischen den Reihen gezielter und häufiger durchzuführen. „Ein kurz geschnittener Unterwuchs ermöglicht unter anderem eine bessere Durchlüftung der Sträucher und vermindert dadurch den Krankheitsdruck“, so Frank van der Hulst vom Bauernhof Weggun. „Der für diesen vorbeugenden Pflanzenschutz notwendige Aufwand stellt uns Betriebe aber aufgrund der Kosten und zeitlichen Belastung vor große Herausforderungen.“

Ein fahrerloses, elektrisch betriebenes Traktor-Geräte-Gespann könnte in Zukunft die Unterwuchspflege übernehmen, so die Vorstellung der Projektgruppe SunBot. Sie wird vom Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie (ATB) in Potsdam koordiniert und erhält EU-Gelder. In den kommenden vier Jahren wird das Forschungsteam gemeinsam mit Industriepartnern und Höfen einen autonom fahrenden Elektro-Traktor entwickeln, bestehend teils aus neuen, teils aus bereits verfügbaren Komponenten. Das Mähen soll ein neuartiges, elektrisches Schneidwerk übernehmen. Elektromechanische Zusatzantriebe werden die Kompatibilität vorhandener Anbaugeräte gewährleisten. Energie soll der Traktor direkt vom Hof beziehen: aus Photovoltaik über eine neu zu entwickelnde Ladestation.

„Die Verwendung selbsterzeugter Sonnenenergie für den Traktorantrieb reduziert sowohl die Energiekosten als auch die Emissionen“, hebt Projektkoordinatorin Cornelia Weltzien hervor. „Trotz des höheren Energiebedarfs können wir so die Ökobilanz der Strauchbeerenproduktion insgesamt verbessern.“

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Der SunBot-Traktor soll energieautark sein, emissionsarm, leise und dezentral einsetzbar. Das System soll Kosteneffizienz und Arbeitsproduktivität im ökologischen und integrierten Strauchbeerenanbau verbessern. „Pflegearbeiten können dann autonom ausgeführt und sogar in die Nachtstunden verlegt werden. Wir gehen davon aus, dass sich der manuelle Arbeitsaufwand für die Strauchbeerenproduktion deutlich verringert und die reduzierten Verfahrenskosten zu mehr Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe beitragen“, fasst Prof. Weltzien die Erwartungen zusammen.Der Einsatz des smarten Systems wird in der Praxis in Himbeer-, Johannisbeer- und Heidelbeeranlagen getestet – auch hinsichtlich eines sicheren und wirtschaftlichen Betriebs. Bei Ertrag und Fruchtqualität erwarten die beteiligten Obstproduzenten eine nachhaltige Steigerung.

23.08.2018

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