Nur eine Minderheit ist mit bestehenden Regelungen zufrieden

Immer mehr deutsche Unternehmen lassen ihre Angestellten zuhause arbeiten. Die Zahl derer, die zumindest einen Teil ihrer Arbeit mobil oder im Homeoffice erledigen, wuchs im letzten Jahr von 32 auf 38 Prozent. Das geht aus einer Studie hervor. Das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) und Xing, ein soziales Netzwerk für berufliche Kontakte, haben Befragungen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen das Arbeitsmodell Homeoffice auf dem Vormarsch. Das Potenzial sei längst noch nicht ausgeschöpft. Nur 15 Prozent der Befragten aus der repräsentativen Stichprobe unter abhängig Beschäftigten nutzen Homeoffice „in vollem Umfang“ nach ihren eigenen Präferenzen. Weitere 23 Prozent wählen das Modell in Ausnahmefällen.


Mobiles Arbeiten erweist sich nicht in jedem Job als praktikabel. 45 Prozent der Beschäftigten geben an, dass ihr Tätigkeitsprofil eine Präsenz am Arbeitsplatz erfordere. In 12 Prozent der Fälle scheitert das Homeoffice an persönlichen Umständen, etwa am fehlenden Arbeitszimmer. Knapp ein Viertel der Befragten sieht jedoch Potenzial zur Ausweitung der Homeoffice-Regelungen. Bei etwas mehr als 15 Prozent stellt sich die Firma bislang quer, weitere 9 Prozent haben bisher nicht aktiv ihre Chancen ausgelotet. Nur 19 Prozent der Interviewten gaben an, dass die bestehende Praxis bereits ihren Wünschen entspreche.

Im Vergleich zum Vorjahr nehmen mehr jüngere Menschen das Homeoffice-Modell in Anspruch. Bei den über 50-Jährigen zeigen sich keine Veränderungen. Deutliche Unterschiede tun sich auch zwischen den Geschlechtern auf. Der Anteil der Männer, die sich zumindest teilweise in ihr Homeoffice zurückziehen, liegt mit knapp 43 Prozent deutlich höher als bei Frauen. Diese haben nur einen leichten Zuwachs zu verzeichnen. Das Forschungsteam führt in seiner Studie die Diskrepanz primär auf Branchenunterschiede zurück. So geben mehr als 48 Prozent der Arbeitnehmerinnen an, ihr Tätigkeitsprofil lasse kein Homeoffice zu.



Die Studie „Arbeiten in Deutschland“ wurde Anfang 2017 von IZA und Xing gestartet. Anfang 2018 war die zweite Befragungswelle dieser gemeinsamen Initiative abgeschlossen. Die Studie besteht aus einer bundesweiten repräsentativen Online-Umfrage mit rund 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern sowie aus einer Online-Befragung von bis zu 6.000 zufällig ausgewählten Xing-Mitgliedern. Im Vergleich der Berufe deutet sich an, dass sich Homeoffice-Regelungen unter den „modernen Wissensarbeitern“ inzwischen weit verbreitet haben. Dieser Veränderungsprozess stehe für einen Wertewandel in der Gesellschaft. Die Work-Life-Balance gewinne immer mehr an Gewicht. „Deshalb stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, grundsätzlich erfüllbare Wünsche der Arbeitnehmer zum mobilen Arbeiten mit den unternehmerischen Erfordernissen und Interessen in Einklang zu bringen“, erklärt Professor Hilmar Schneider (IZA). Es müsse jedoch sichergestellt werden, dass die Produktivität darunter nicht leide.

28.08.2018