Jury wählte „Amygdala“ zum Sieger
künstliche Intelligenz bei Menschen auslösen kann; oft umso stärker, je menschenähnlicher Aussehen oder Bewegungen sind. Im Mittelpunkt steht ein computergesteuerter künstlicher Arm mit einer Art Klaue, eingehaust in einen Serverschrank. Einziges Ziel des Arms ist es, ein großes Stück künstlicher Haut zu manipulieren. Dabei ist der Arm über neuronale Netzwerke programmiert, das selbstlernend ist und die so entwickelt sind, dass seine Bewegungen möglichst natürlich – wie bei Säugetieren – wirken.
Die Amygdala ist ein Bereich im menschlichen Gehirn, der eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Furcht und bei der Analyse möglicher Gefahren spielt. Das Kunstwerk von Marco Donnarumma ist eine lebendige Manifestation eines Szenarios, dass Unbehagen und Ängste zeigt, dieDie Jury wählte den Entwurf aufgrund seines durchdachten Konzepts und der intensiven emotionalen Auseinandersetzung mit dem Thema. Künstliche Intelligenz nimmt eine immer größere Bedeutung in unserem Leben ein, gerade in Bezug auf die zukünftigen Arbeitswelten. Donnarumma beschäftigt sich aktiv mit den Befürchtungen, die die zunehmende Digitalisierung und Automatisierung mit sich bringen. Er zeigt die Evolution der Maschine vom Werkzeug zum Mitgeschöpf. Da wirkt ein menschenähnlicher Roboter auf einmal unheimlich und bedrohlich. Und was ist, wenn nicht nur monotone, einfache Arbeitsschritte von Maschinen übernommen werden, sondern auch soziale Aufgaben und kreative Leistungen in Kunst und Wissenschaft? Aus Angst davor muss der Arm eingesperrt werden.
Marco Donnarumma (*1984) ist in Neapel geboren und lebt und arbeitet in Berlin und New York. Er hat an der Goldsmiths University of London in „Performing Arts, Computing and Body Theory“ promoviert und ist im Moment Research Fellow an der Universität der Künste Berlin in Kooperation mit dem Neurobotics Research Lab Berlin.
27.02.2018