Arbeitszeitmodelle wirken Arbeitsunfähigkeit entgegen

Wer ständig Überstunden leistet, kann die eigene Gesundheit gefährden. Auf Dauer hilft das nicht einmal dem eigenen Betrieb, da die Effektivität mit zunehmender Arbeitszeit nachweislich abnimmt. Die Gestaltung der Arbeitszeit stellt somit ein wichtiges Thema im Arbeitsschutz dar.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat hierfür eine Praxis-Broschüre „Flexible Arbeitszeitmodelle. Überblick und Umsetzung“ erstellt. Der Wissenstransfer in die Praxis gewinnt vor dem Hintergrund einer anderen BAuA-Publikation an Gewicht. Der Bericht „Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit – Berichtsjahr 2016“ verweist auf die Bedeutung der Unfallentwicklung und die Anzahl der Berufserkrankungen als klassische Indikatoren für die Güte von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit.

Nach Schätzungen der BAuA fielen 2016 etwa 675 Millionen Erwerbstage durch Arbeitsunfähigkeit aus. Das verursachte einen Produktionsausfall anhand der Lohnkosten von 75 Milliarden Euro. Durch den Verlust an Arbeitsproduktivität gingen der deutschen Volkswirtschaft damit rund 133 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung verloren. Durchschnittlich 17,2 Tage war jeder Beschäftigte 2016 arbeitsunfähig. In die Berechnungen flossen die Arbeitsunfähigkeitsdaten von rund 29 Millionen gesetzlich Versicherten ein. Nach wie vor hat die Diagnosegruppe „Muskel-Skelett-Erkrankungen“ mit knapp einem Viertel den größten Anteil an den Ausfalltagen aufgrund von Krankschreibung. Die Diagnosegruppe „Psychische und Verhaltensstörungen“ folgt mit 16,2 Prozent auf Rang zwei, während „Krankheiten des Atmungssystems“ Ursache für mehr als jeden siebten Ausfalltag (13,5 Prozent) waren. Im gleichen Zeitraum schlugen mehr als 22.000 Fälle von Berufserkrankungen zu Buche. Das macht fast ein Viertel mehr als 2015 aus. Der Hauptgrund hierfür lag jedoch nach Angaben des BAuA in der Erweiterung der Liste der Berufskrankheiten.

Sicherlich liegen nicht alle Ursachen für Arbeitsunfähigkeit am Arbeitsplatz. Aber überlange Arbeitszeiten sowie Nachtarbeit ohne entsprechende Regenerationsphasen können gesundheitliche Probleme bei den Arbeitnehmern nach sich ziehen. Die Arbeitszeit bestimmt den Lebensrhythmus vieler Beschäftigter. Damit ausreichend Lebenszeit für Familie, Freizeit und Regeneration bleibt, begrenzt das moderne Arbeitszeitrecht einerseits die Arbeitszeit. Andererseits ermöglicht es innerhalb eines definierten Rahmens flexible Arbeitszeiten und fördert damit die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen.

Die Praxis-Broschüre führt insgesamt 16 verschiedene Arbeitszeitmodelle auf und stellt deren Vor- und Nachteile für die Unternehmen heraus. Zu den etablierten Modellen zählen Gleitzeit, Teilzeit oder Mehrarbeit. Vorgestellt werden aber auch Formen wie Wahlarbeitszeit, Vertrauensarbeitszeit oder Telearbeit. Zudem zeigt sie vier Trends auf, die die zunehmende Flexibilisierung der Arbeitszeit maßgeblich beeinflussen. Dazu zählen neben der Globalisierung und der demografischen Entwicklung auch der Wertewandel und die Digitalisierung.

18.01.2018