Inklusion am Arbeitsplatz dank Spracherkennung

Für Menschen mit Behinderungen hat das Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik der Universität Bremen mit der Universität Augsburg und der Werkstatt Bremen im Rahmen des Projekts „EmotAsS" ein besonderes Assistenzsystem entwickelt. Das Softwaresystem passt sich den Emotionen der Nutzerinnen und Nutzer an und hilft dabei, sie für den Arbeitsmarkt zu qualifizieren. Digitale Medien können Menschen mit Behinderung unterstützen, neue Tätigkeiten zu erschließen oder bestehende Arbeiten besser zu bewältigen. Darüber hinaus helfen solche Assistenzsysteme nicht nur den Beschäftigten, auch die Betreuungspersonen werden entlastet.

Den Prototypen des Systems nutzt die Werkstatt Bremen, eine der größten Einrichtungen ihrer Art in Deutschland. Die Beschäftigten im Bereich Hauswirtschaft erhalten am Bildschirm Anweisungen für verschiedene Reinigungsaufgaben. Gesteuert wird das System hauptsächlich per Spracheingabe. Es funktioniert aber auch per Touchscreen oder über eine einfache Tastatur. Über eine Spracherkennung ermittelt das System zudem positive oder negative Emotionen sowie deren Intensität. Die Emotionserkennung wurde von der Universität Augsburg beigesteuert. Plagen die Nutzerinnen und Nutzer negative Gefühle, bietet das System eine Entspannungspause von der Arbeit mit einem beruhigenden Spiel an. Mangelt es an Energie, wird eine kleine Verfolgungsjagd vorgeschlagen. Das Assistenzsystem soll Menschen mit Behinderungen mehr Verantwortung, Selbstbestimmung und Kontrolle ermöglichen.

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Die Beschäftigten in der Werkstatt Bremen haben das System akzeptiert. Der digitale Ratgeber ist hier im Angestelltenkreis angekommen und wird inzwischen „Georg“ genannt. „Die Mitarbeitenden in der Hauswirtschaft haben eine Aufwertung ihrer Tätigkeit durch das Projekt erfahren, sie sind sehr begeistert“, berichtet Werkstattleiter Hinderk Ulferts. Seitens der Betreuenden habe es zunächst Berührungsängste gegeben, weil sie in dem Assistenzsystem eine Gefahr für ihren Arbeitsplatz sahen. Mittlerweile seien sie froh über die Entlastung, denn „Georg“ beantwortet die häufig wiederkehrenden Fragen der Beschäftigten mit Engelsgeduld. Die Betreuerinnen und Betreuer können sich auf andere Aufgaben konzentrieren.

„In der Informatik versuchen wir heute, Gefühle zu erkennen und zu berechnen“, erklärt Professorin Heidi Schelhowe. An der Universität Bremen werde erforscht, wie die Informatik in Bildungszusammenhängen eingesetzt werden kann. Das im Mai 2018 abgeschlossene Projekt „EmotAsS" weist den Weg in die Zukunft. Menschen mit Einschränkungen, insbesondere auch mit eingeschränkter Lesefähigkeit, erhalten durch sprachinteraktive Assistenzsysteme eine größere Selbstständigkeit in ihrer Arbeit. So werden auch Stresssituationen vermieden.


12.07.2018