Wie sieht die Produktion der Zukunft aus?

Zwei Arme eines Roboters fassen in Kisten. Eine Software für den „Griff in die Kiste“ erkennt die Objekte. Der Greifpunkt wird berechnet. Was jetzt passiert, grenzt fast an Zauberei.

Der Zweiarmroboter kann Werkstücke abwechselnd aus der Kiste nehmen. Bei Bedarf kann er sogar umgreifen und das Objekt präzise ablegen. Das ist nur ein Beispiel aus dem Industrie-4.0-Portfolio des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA). Deren Entwicklungen verbinden Produktion, Produkt, IT und Mensch in einer digitalisierten Industriewelt.

In Industriehallen finden sich immer noch viele Aufgaben, die sich nur mit dem „Griff in die Kiste“ lösen lassen. In Zukunft sollen ungeordnete Werkstücke mit geringem Platzbedarf von einem Serviceroboter direkt aus ihrem Transportbehälter aufgenommen werden. Im Forschungsprojekt „DeepGrasping“ des IPA entsteht aktuell eine virtuelle Lernumgebung. Roboter üben dort bereits vor ihrer Inbetriebnahme unterschiedliche Greifprozesse an den Werkstücken, mit denen sie später im operativen Betrieb arbeiten sollen. Neuronale Netze lernen aus diesen simulierten Griffen und verbessern so ihr Prozesswissen kontinuierlich und getreu dem Motto: „Übung macht den Meister“.

An anderen Stellen in der Industrie müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter immer noch schwere körperliche Arbeit verrichten. Hier trägt das IPA-Forscherteam zur Entlastung bei. Das „Stuttgart Exo-Jacket“, ein Oberkörperexoskelett, versorgt die Trägerinnen und Träger mit zusätzlicher Kraft ohne sie einzuschränken. An Ellenbogen und Schultern haben die Forscherinnen und Forscher Antriebsmodule integriert, die Bewegungen mit hohem Drehmoment unterstützen. So werden selbst Überkopfmontagen erleichtert. Langfristig gilt es, Module für unterschiedliche Einsatzgebiete zu entwickeln. Mittels eines detaillierten Muskelskelettmodells lassen sich die Entlastungen berechnen. Je nach Tätigkeit können sich Unternehmen dann individuelle Lösungen zusammenstellen.

Die IPA-Forschung schreitet voran. Bereits jetzt umfahren Roboter spontan auftretende Hindernisse und halten dabei sogar den Sicherheitsabstand ein. Selbst Staus oder Kollisionen sollen ausgeschlossen sein. In diese Entwicklungslinie fallen auch fahrerlose Transportsysteme. In der Praxis gibt es jedoch Innovationshürden zu überwinden. Roboter kommen in kleinen und mittelständischen Unternehmen bisher nur selten zum Einsatz. Der Grund liegt auf der Hand. Die Programmierung gestaltet sich noch zu zeit- und kostenintensiv. Das IPA arbeitet auch an diesem Problem. Gegenwärtig bringen die Forscherinnen und Forscher das Betriebssystem „Robot Operating System“ (ROS) voran. Damit wird die gesamte Robotik auf eine gemeinsame Open-Source-Software-Basis gestellt. Das spart den Unternehmen Geld und senkt die Eintrittsschwellen.

Das IPA präsentiert seine wichtigsten Innovationen auf der Messe für intelligente Automation und Robotik in München. Die „Automatica“ findet vom 19. bis 22. Juni 2018 in München statt.

08.03.2018