Stichhaltigere Argumente durch intelligente Suchmaschine

Innovationen sorgen oft für kontroverse Diskussionen und Empfindungen. Das gilt auch für anstehende Veränderungen in der Arbeitswelt. Oft mangelt es in den Debatten an stichhaltigen Punkten und belastbaren Aussagen. Eine Argument-Suchmaschine will das jetzt ändern.

Args.me lautet der Name des digitalen Orientierungshelfers, der an der Universität Paderborn und der Bauhaus-Universität Weimar entwickelt wird. Die Argument-Suchmaschine soll dazu dienen, Pro- und Contra-Argumente für theoretisch beliebige Themen gegenüberzustellen. „Sie hilft dem Nutzer dabei, seinen eigenen Standpunkt zu entfalten“, erklärt Henning Wachsmuth. Der Junior-Professor leitet die Arbeitsgruppe Computational Social Science am Institut für Informatik. Den Grundstock bilden derzeit 300.000 Argumente aus verschiedenen englischsprachigen Diskussionsforen im Internet. Auf dieser Basis werden die Ergebnisse der Suchanfragen auf der Pro- und Contra-Seite nach Relevanz sortiert. In naher Zukunft sollen auch die Daten einschlägiger Internetseiten - wie zum Beispiel Newsportalen - dazukommen.

Den Computerprogrammen wird beigebracht, wie Argumente formal und inhaltlich aufgebaut sind. „Bei einem Argument handelt es sich um eine Kombination aus Behauptung und Begründung. Bestimmte syntaktische Gegebenheiten oder Wörter und Wortgruppen können als Indikatoren für Argumente gewertet werden. Das sind zum Beispiel Kausalkonstruktionen mit der Konjunktion 'because'. Man spricht allgemein von linguistischen Merkmalen. Diese Konstruktionen speisen wir aber nicht händisch als Argumente ein. Wir geben den Programmen im Grunde nur Hinweise, auf was sie achten sollen. Sobald dann eine Kombination verschiedener Textmerkmale vorliegt, kann ziemlich sicher von einem Argument ausgegangen werden“, erklärt der Informatiker.

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Durch diese Regeln lernt die Suchmaschine. „Stärkere Argumente sollen oben in der Liste erscheinen, schwächere weiter unten“, so Wachsmuth. Manchmal handele es sich bei den Treffern auch um bloße Meinungsäußerung, so der Wissenschaftler weiter. Das bedeutet: Alle Inhalte müssen überprüft werden. Wodurch zeichnet sich aber ein gutes Argument aus? „Ein Indiz für die Richtigkeit einer Information kann zum Beispiel ein Quellennachweis sein“, sagt Wachsmuth. Auch der Kontext spiele eine wichtige Rolle. „Wir können aktuell noch nicht alle Angaben überprüfen. Mittelfristig soll das natürlich der Fall sein“, beschreibt der Informatiker die anstehenden Aufgaben des Projektes.

Im Moment wird args.me in erster Linie von Argumentationsforschenden genutzt. „Unsere Zahlen zeigen aber, dass bereits tausende User von der Suchmaschine Gebrauch gemacht haben“, resümiert Wachsmuth. Wer aktuell den Suchbegriff „Artificial Intelligence" eingibt, wird zu insgesamt 91 Fundstellen auf englischsprachigen Foren geleitet, darunter 45 Pro- und 46 Contra-Beiträge. Derzeit steht die Argument-Suchmaschine noch am Anfang. Wachsmuth und sein Team hoffen aber, auf lange Sicht mit args.me zum tieferen Verständnis menschlicher Kommunikation beitragen zu können.

31.01.2019