Potentiellen Betrügern auf die Finger schauen

Betrug, Diebstahl, Manipulation: Nicht immer erfüllen Beschäftigte ihren Job zum Vorteil des Arbeitgebers. Allerdings ist die Dunkelziffer bei unredlichem Verhalten im Betrieb groß.

Deshalb haben Forscherinnen und Forscher der Universität Würzburg die Software DeepScan entwickelt, die Fehler und Manipulationen sofort erkennen und bei Unregelmäßigkeiten Alarm schlagen soll.

Dabei kommt künstliche Intelligenz ins Spiel, denn das System soll sich selbst beibringen, welche Abläufe im jeweiligen Unternehmen normal sind und welche nicht.

Fabian Gwinner vom DeepScan-Team erläutert das Prinzip an einem Beispiel: „Der Beschäftigte eines Elektrogeschäfts verkauft einem Kunden ein Fernsehgerät zu einem extrem niedrigen Preis.“ Beide haben ausgemacht, das Gerät später gewinnbringend zu verkaufen. Kennt der Mitarbeiter das IT-System seiner Firma gut, kann er jenseits einer offiziellen Rabattaktion eine Preisminderung eingeben. DeepScan sollte dann sofort merken, dass hier etwas nicht Alltägliches geschieht, und die Abweichung melden.

Die selbst lernende Software ist für diejenigen Unternehmen geeignet, die mit sogenannten ERP-Systemen (Enterprise Resource Planning) arbeiten: Damit lassen sich alle Unternehmensvorgänge zentral steuern, alle Abteilungen arbeiten also auf demselben System. Aus dem Projekt DeepScan soll einmal eine Toolbox hervorgehen, die ERP-Systeme ergänzt. Diese Toolbox soll dazu imstande sein, sich auf neue Gegebenheiten einzustellen und stets neu zu definieren, was „normal“ ist.

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Redliche Beschäftigte müssten keine Nachteile befürchten, betont Projektmitarbeiter Kevin Fuchs: „Sie werden nicht laufend überwacht.“ Und manche Unregelmäßigkeiten, erläutert seine Teamkollegin Anna Fuchs, entstünden ja nicht mit Absicht, sondern aus Versehen. Dann wäre es gut, wenn das IT-System den Mitarbeiter direkt fragt: „Möchten Sie das jetzt wirklich tun?“

Für das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützte Projekt sucht das Würzburger Team nun Firmen, die Lust haben, die Software zu testen. Ungeklärt ist zum Beispiel noch, an wen im Betrieb DeepScans Alarm-Meldungen gehen sollen. Als Dankeschön erhalten die beteiligten Unternehmen Einblick in die Studienergebnisse, die bis 2021 vorliegen sollen. Außerdem können sie die Toolbox ein halbes Jahr lang lizenzfrei nutzen.

15.01.2019