Agilität ist der Schlüssel für Innovation und gute Arbeit

Ein Expertenbeitrag von Prof. Dr.-Ing. Dieter Spath, acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften Die Globalisierung, die Digitalisierung und die Entwicklung hin zu einer Plattformökonomie verändern radikal unsere Wertschöpfungsstrukturen. Die Visionen von Industrie 4.0, Smart Services und Lernenden Systemen verdeutlichen diesen Wandel. Die Digitalisierung birgt große Potenziale, erzeugt gleichzeitig aber auch einen enormen Transformationsdruck: Einerseits versetzt sie Unternehmen in die Lage, Kundenbedürfnisse noch schneller und präziser zu adressieren und Angebote im Wettbewerb stärker zu differenzieren. Sinkende Markteintrittsbarrieren und neue datengetriebene Geschäftsmodelle ermöglichen neue Umsatzpotenziale und können in etablierten Industrien teils disruptive Wirkungen erzielen. Gleichzeitig müssen Unternehmen aller Branchen immer schneller auf immer radikalere technische Umbrüche reagieren – nicht zuletzt ausgelöst durch die Fortschritte im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Startups und Unternehmen aus der IT-Welt greifen zunehmend Traditionsunternehmen der klassischen Industrien an und bedrohen etablierte Geschäftsmodelle.

Prof. Dr.-Ing. Dieter Spath ist Präsident von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und leitet das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO). Er ist einer der Gastgeber des HR-Kreises (Forum für Personalvorstände zur Arbeit der Arbeit) von acatech und Jacobs Foundation und sitzt gemeinsam mit Bundesministerin Anja Karliczek der Plattform „Lernende Systeme“ vor.

Innovation, Veränderungsbereitschaft und eine schnelle Anpassungsfähigkeit werden damit zu Erfolgsgaranten im globalen Wettbewerb. Die Transformation von Unternehmen ist dabei nicht nur für den Erhalt und die Steigerung der globalen Wettbewerbsfähigkeit von entscheidender Bedeutung; die Chancen der Digitalisierung müssen auch in der Arbeitswelt ihre Entsprechung finden: Unternehmen orientieren sich daher zunehmend am Prinzip der so genannten organisationalen Agilität:

Das Konzept wird in der Wissenschaft seit langem intensiv diskutiert und umfasst im Kern drei Dimensionen: (1) Die Kunden-Agilität bezeichnet die Fähigkeit, Kundenreaktionen und -stimmen schnell in Marktwissen transformieren zu können, (2) die Partner-Agilität fördert die Reaktion auf Marktveränderungen durch den Austausch mit und das Lernen von Geschäftspartnern und (3) die operationale Agilität ermöglicht es Organisationen, Prozesse schnell umzugestalten, um aufkommende Marktpotenziale ohne Verzögerungen auszuschöpfen. Agiles Arbeiten findet dabei zunehmend zeit- und ortsunabhängig, in Netzwerken und auf digitalen Plattformen statt. Unternehmen setzen außerdem auf agile Arbeitsmethoden wie Scrum und Design Thinking, um schneller zu innovativen Lösungen zu kommen.

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Agile Strukturen fördern aber nicht nur die Innovationskraft von Unternehmen. Sie stellen vor allem den Menschen ins Zentrum der Transformation: Sie schaffen mehr Raum für Kreativität, Flexibilität und soziale Interaktion. Sie zeichnen sich weniger durch Hierarchien als durch fließende Autoritäten aus. Sie fördern Experimente und unternehmerisches Denken und Handeln auf allen Ebenen - in der Sacharbeit genauso wie auf dem Hallenboden der Fabrik. Diese neuen Spielräume setzen dezentralere Entscheidungen und mehr Eigenverantwortung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter voraus.

Wir sollten diese Entwicklung begrüßen und die Menschen als mündige Gestalterinnen und Gestalter ihrer Arbeitswelt ernst nehmen. Sie wollen schließlich nicht nur „mitgenommen“ werden, sondern die Transformation selbstbestimmt und selbstbewusst mitgestalten.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2018 – Arbeitswelten der Zukunft.

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