Die Weltmeisterschaft im Roboterfußball

Ein Expertenbeitrag von Dr. Tim Laue, Universität Bremen Während in diesen Tagen die menschlichen Fußball-Profis in Russland um den Weltmeistertitel spielen, findet weit entfernt, in Montréal, Kanada, ein weiterer, auf den ersten Blick ungewöhnlicher, Wettbewerb statt: Die Weltmeisterschaft im Roboterfußball.

Bereits seit 1997 kommen beim sogenannten RoboCup jährlich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, Studierende und mittlerweile auch Schülerinnen und Schüler zusammen, um ihre Roboter in unterschiedlichen Wettbewerben gegeneinander antreten lassen. Dabei steuern sie ihre Roboter nicht fern, sondern – und das ist das Besondere – die Roboter handeln vollständig autonom, treffen ihre Entscheidungen also mithilfe zuvor entwickelter, „intelligenter“ Programme. Der RoboCup ist eine internationale Initiative zur Förderung der Forschung in den Bereichen Robotik und Künstliche Intelligenz. Mit einer ganzen Reihe von Wettbewerben, neben dem Fußballturnier beinhaltet er auch Testumgebungen für Industrieroboter, Rettungsroboter und Assistenzroboter für Alltagssituationen sowie spezielle Schülerwettbewerbe, wird eine große Bandbreite von Forschungsgebieten abgedeckt, von der Regelungstechnik über Bewegungsplanung und Objekterkennung bis hin zu Maschinellem Lernen.

Dr. Tim Laue ist Informatiker und lehrt und forscht im Bereich Multisensorische Interaktive Systeme an der Universität Bremen. Seit 2002 hat er regelmäßig mit unterschiedlichen Mannschaften an RoboCup-Turnieren teilgenommen und dabei zahlreiche Weltmeistertitel gewonnen.

Werden nun in Zukunft auch die Fußballprofis durch Roboter ersetzt? Wahrscheinlich nicht. Zwar ist es das Ziel des RoboCups bis zum Jahr 2050 ein Team autonomer Roboter gebaut zu haben, das in der Lage sein soll, den menschlichen Weltmeister zu besiegen, doch sind die Auswirkungen des RoboCup auf den allgemeinen Stand der Robotertechnik vermutlich bedeutsamer: Viele Verfahren und Ideen, die innerhalb des RoboCup-Kontexts entwickelt oder erprobt worden sind, lassen sich auch auf Anwendungen übertragen, die sich schon heute in unserem Alltag finden, beispielsweise in Form von Service-Robotern oder Assistenten zum autonomen Fahren. Neben der reinen Technologieentwicklung sind es aber vor allem auch die Menschen, die bei diesen Wettbewerben eine Menge lernen. Die RoboCup-Teilnehmenden von heute sind schließlich die Roboter-Entwicklerinnen und -Entwickler von morgen!

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Auch ein kultureller Aspekt der Fußballwettbewerbe ist nicht von der Hand zu weisen. Am Beispiel eines einfachen Spiels, dessen Hauptregeln jeder kennt und das die meisten von uns sicherlich schon einmal gespielt haben, ist die Leistungsfähigkeit heutiger „intelligenter“ Roboter direkt nachzuvollziehen. Und mit der ist es zugegebenermaßen mitunter noch nicht weit her. Zwar können schon seit einigen Jahren Computer Menschen in Spielen wie Schach und Go schlagen und wirken dabei nahezu übermächtig, zur Agilität und dem Körpergefühl des Menschen fehlt aber selbst den besten Roboterkickern noch viel, im Vergleich zu den schlechtesten menschlichen Kickern.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2018 – Arbeitswelten der Zukunft.