Digitalisierung von Industrieunternehmen – Aber bitte bedarfs-, größen- und branchengerecht!

Ein Expertenbeitrag von Prof. Dr.-Ing. Jan C. Aurich, TU Kaiserslautern (Lehrstuhl für Fertigungstechnik und Betriebsorganisation (FBK)) Ausgangssituation: Digitalisierung als Chance und Innovationsmotor Für Industrieunternehmen ist die gezielte Einführung von Digitalisierungstechnologien eine Notwendigkeit zur Zukunftssicherung, aber auch gleichzeitig eine Herausforderung. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist es aufgrund der Vielzahl technischer Möglichkeiten nur schwer einschätzbar, welche der oft investitionsintensiven Technologien sich im eigenen Betrieb bezahlt machen. Auch der Entwicklungsstand und das Potenzial der eigenen Arbeitssysteme mit Organisation und Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeitern müssen bei der Auswahl berücksichtigt werden, um eine für die Nutzerinnen und Nutzer bedarfsgerechte Einführung sicherzustellen.

Prof. Dr.-Ing. Jan C. Aurich ist Inhaber des Lehrstuhls für Fertigungstechnik und Betriebsorganisation (FBK) an der TU Kaiserslautern. Er vertritt durch sein Institut im Fachbereich Maschinenbau und Verfahrenstechnik der TU Kaiserslautern die Gebiete Fertigungstechnologie und Produktionssysteme in Forschung und Lehre.

Zielsetzung: Ein Transformationskonzept zur Integration digitaler Technologien, das alle Beteiligten einschließt
An dieser Stelle setzt das Verbundforschungsprojekt „Integrierte Arbeitssystemgestaltung in digitalisierten Produktionsunternehmen“ (InAsPro) an. Ziel ist es, in einem partizipativen Ansatz ein Transformationskonzept zu entwickeln, das Unternehmen bei der bedarfsgerechten Auswahl und Umsetzung von Digitalisierungslösungen unterstützt. Dabei wird die Einführung entlang der vier Lebenszyklusphasen des Produktes Entwicklung, Fertigung, Montage und Aftersales (produktbegleitende Dienstleistungen nach dem Verkauf) abgedeckt.

Um dies umzusetzen, werden im Projekt digitale Technologien hinsichtlich ihrer Zukunftspotenziale analysiert. Ein darauf aufbauendes so genanntes Reifegradmodell dient der Bestimmung des Ist-Zustands sowie des Soll-Zustands der Digitalisierung im jeweiligen Unternehmen. Es berücksichtigt die Kriterien Mensch, Technik, Wirtschaftlichkeit und die dazu passenden Digitalisierungsstrategien. Das darauf basierende modulare Transformationskonzept befähigt Unternehmen zur methodisch abgesicherten Umsetzung von Digitalisierungslösungen entsprechend des ermittelten Bedarfs, der Unternehmensgröße und -branche. Alle Konzeptbestandteile werden parallel an vier Pilotanwendungen erprobt und überprüft.

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Potenziale: Bedarfsgerechte Befähigung von Unternehmen und Mitarbeitern zur Digitalisierung

Ein solches Transformationskonzept befähigt Unternehmen und dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dazu, Digitalisierungstechnologien in verschiedenen Lebenszyklusphasen eines Produktes gezielt und entsprechend der Unternehmensanforderungen an die Digitalisierung umzusetzen. Es unterstützt Unternehmen dabei, nicht „Digitalisierung um jeden Preis“ zu betreiben, sondern entsprechend der individuellen Bedürfnisse des Unternehmens die Technologien zu finden und umzusetzen, die es im Wettbewerb weiterbringen. Dadurch baut es Hemmschwellen ab und kann zu einem Innovationstreiber werden.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autorinnen und Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2018 – Arbeitswelten der Zukunft.


Förderhinweis

Das Verbundforschungsprojekt InAsPro (Integrierte Arbeitssystemgestaltung in digitalisierten Produktionsunternehmen, Förderkennzeichen 02L15A244) wird im Rahmen des Programms „Zukunft der Arbeit“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.