Kurz und Knapp

  • Wer hat Schuld bei einem tödlichen Unfall mit einem teilautonomen Fahrzeug – der Mensch oder die intelligente Maschine?
  • Dieser Frage geht eine Studie nach, die 5000 Menschen verschiedene Unfallszenarien vorgestellt hat. Die Befragten gaben die Schuld eher dem Menschen als der Maschine.
  • Warum ist das Vertrauen der Menschen in die Künstliche Intelligenz größer? Und was bedeuten diese Ergebnisse für die Forschung und Politik?

Studie untersucht Schuldfrage beim teilautonomen Fahren

Das autonome Fahren zählt derzeit wohl zu den spannendsten Forschungsfeldern weltweit. Längst werden teilautonome Fahrzeuge im richtigen Verkehr getestet. Auch die ersten tödlichen Unfälle sind bereits passiert. Doch wenn sowohl der Mensch als auch die Künstliche Intelligenz (KI) einen Fehler macht - wer trägt dann die Schuld an dem Unfall? Ein Forschungsteam vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung (MPIB), dem Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der University of Exeter hat diese Frage fast 5000 Menschen gestellt. Die Befragten gaben die Schuld eher dem Menschen als der intelligenten Maschine. Die Ergebnisse der Studie wurden jetzt im Journal Nature Human Behaviour veröffentlicht.

Eigentlich sollen autonome Autos, in denen Menschen nur noch Passagiere sind, effizienter, sicherer und bequemer sein. Doch bevor der Mensch die Kontrolle komplett an intelligente Maschinen abgibt, werden sich Mischformen herausbilden. Der Mensch und das intelligente Fahrzeug werden gemeinsam fahren und Entscheidungen treffen. In einigen Modellen ist der Mensch erster Fahrer und steuert das Fahrzeug, während die KI als zweiter Fahrer lediglich den Verkehr beobachtet und in Gefahrensituationen eingreift. In anderen Modellen fährt das Fahrzeug bereits autonom, aber der Mensch muss den Verkehr ständig überwachen und gegebenenfalls die Kontrolle übernehmen.

„In unserer Studie gehen wir der Frage nach, wer bei einem Unfall die Schuld trägt: der Mensch oder die Maschine. Dies hat Auswirkungen auf die politischen Maßnahmen, die zur Regulierung dieser Fahrzeuge erforderlich sind“, erklärt Sydney Levine vom MIT. Um die Haltung der Gesellschaft zu der Schuldfrage bei Unfällen von teilautonomen Fahrzeugen herauszufinden, hat das internationale Forschungsteam verschiedene Szenarien entwickelt, in denen teilautonome Fahrzeuge in tödliche Unfälle verwickelt waren. Diese Szenarien wurden insgesamt 5000 Probanden und Probandinnen präsentiert.

In einigen Szenarien übernimmt der zweite Fahrer fälschlicherweise die Kontrolle über das Fahrzeug und verursacht einen tödlichen Unfall. Die Befragten gaben in diesen Fällen eindeutig dem zweiten Fahrer die Schuld – egal, ob es sich um einen Menschen oder eine Maschine handelte. Aber was passiert, wenn beide Fahrer einen Fehler machen? Die Ergebnisse zeigen: In Szenarien, in denen Mensch und Maschine sich die Kontrolle über das Fahrzeug teilten und beide einen Fehler machten, gaben die Befragten eher dem Menschen die Schuld an dem Unfall – unabhängig davon, ob er der erste oder zweite Fahrer war.

Warum Menschen eher anderen Menschen die Schuld geben und nicht den autonomen Fahrzeugen, ist eine offene Frage. Iyad Rahwan vom MPIB glaubt, dass die Verantwortungsfrage geklärt werden müsse, „andernfalls wird die bestehende Unsicherheit die Weiterentwicklung und Akzeptanz von selbstfahrenden Fahrzeugen erschweren“. Die Studienergebnisse ließen vermuten, dass die Öffentlichkeit und vielleicht auch Gerichte dazu tendieren würden, die Technik und somit die Hersteller von der Verantwortung freizusprechen.

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