Kieler Ostuferhafen DSM-Kiel



Im sicheren Hafen an Weihnachten

Wer sorgt eigentlich für die seelische Gesundheit von Seeleuten? Wer unterstützt sie, wenn sie in einen fremden Hafen eingelaufen sind?
Diakon Rudi Saß von der Deutschen Seemannsmission Kiel gab Auskunft, wie seine Mitarbeiter den Besatzungen mit praktischen Tipps, Beratung oder einem persönlichen Gespräch helfen und verriet, was an Weihnachten für die Seeleute am wichtigsten ist.

Seit einigen Monaten sorgt sich die Seemannmission um die Besatzung eines sogenannten Aufliegerschiffes, ein Schiff, welches auf einen Frachtauftrag wartet. Zwei bis drei Mal pro Woche holen die Bordbetreuer, ehrenamtliche Mitarbeiter der Seemannmission, die Seeleute von Bord ab und führen sie durch die Stadt oder zeigen ihnen den „Baltic-Poller“, einen internationalen Seemannsclub und eine Anlaufstelle für Seeleute im Kieler Ostuferhafen. In der Adventszeit schlendern sie auch gemeinsam mit den Seeleuten über den Weihnachtsmarkt.

Diakon Saß, der Leiter des Seemannsheim an der Holtenauer Südschleuse, erklärt, dass den Seeleuten der Kontakt zu ihren Familien am wichtigsten sei, aber Ablenkung tue auch gut. Er und seine Mitarbeiter organisieren an Weihnachten besonders viel, damit sich die Seeleute in Kiel aufgehoben fühlen: Es gibt einen speziellen Weihnachtsgottesdienst, der auch die unterschiedlichen Bräuche an Weihnachten thematisiert. Die Seeleute werden mit eingebunden und eingeladen, von ihren heimischen Traditionen zu erzählen. Über die Feiertage laden die Bordbetreuer die Seeleute in ihre Familien ein.

In den Gesprächen mit den Seeleuten wird Diakon Saß häufig klar, dass neben der Einsamkeit und der Sehnsucht nach der Familie auch Konflikte an Bord die Seeleute belasten. Die strengen Hierarchien auf See bewirken, dass die Offiziere auf der einen Seite und die Mannschaft auf der anderen Seite unter sich bleiben. Am Ende müssen die kulturell sehr heterogenen Mannschaften über Monate miteinander arbeiten.

Zurzeit liegt im Kieler Hafen ein amerikanisches Schiff mit Maschinenschaden. Noch ist unklar, ob die Seeleute dieses Frachters die Feiertage in Kiel verbringen. Saß bleibt ganz gelassen, denn die Seemannsmission ist in jedem Fall vorbereitet: Acht Betten stehen an der  an der Holtenauer Südschleuse am östlichen Ende des Nord-Ostsee-Kanals für durchreisende oder „gestrandete“ Seeleute zur Verfügung. Die Seemannsmission ist 365 Tage im Jahr durchgehend geöffnet und bietet jedem Seemann und jeder Seefrau ein Zuhause auf Zeit und über Weihnachten einen sicheren Hafen.


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