Dr. Maria J. Welfens im Gespräch über Handys und Ressourcenschonung

Porträt von Dr. Maria J. Welfens





Warum ist es so wichtig, gerade Jugendliche über Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit aufzuklären?


Dr. Maria J. Welfens:
Heutige Jugendliche sind Entscheidungsträger von morgen: als Produzenten, Konsumenten, Politiker, Bürgerinnen und Bürger. Sie werden entscheiden, ob Konsum- und Produktionsstile zukunftsfähig sind. Wir verursachen bereits heute durch den steigenden Ressourcenverbrauch gravierende Umwelt- und Klimaprobleme. Von daher ist es wichtig, den jungen Leuten Wissen und Kompetenzen zu vermitteln, welche es ihnen ermöglichen, ihre Zukunft (nachhaltig) zu gestalten. Etwa 60 Prozent der jungen Leute beziehen ihre Informationen zu Umweltthemen über das Internet und neue Medien. Deshalb wird das Wissen bei der Rohstoff-Expedition gezielt nicht nur über die klassischen Kommunikationskanäle vermittelt, sondern auch über jugendaffine Medien wie Internet, soziale Netzwerke etc.


Die Rohstoffverknappung zwingt zum gesellschaftlichen Umdenken. Inwieweit lässt sich das Beispiel „Handy“ denn auch auf andere elektronische Geräte übertragen?

Dr. Maria J. Welfens: Generell gilt, dass alle Geräte der Informations- und Telekommunikationstechnologie (IKT) während ihres Lebenszyklus große Mengen an Ressourcen verbrauchen. Darunter sind sogenannte seltene Metalle, wie Indium, Palladium und Lithium, um welche die IKT-Branche auch mit anderen Branchen wie der Automobilindustrie oder Umwelttechnologien konkurrieren. Zudem haben Produktion und Nutzung der Geräte gravierende Umweltauswirkungen. So wog schon der „ökologische Rucksack“, also der Ressourcenverbrauch von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung, Nutzung bis zur Entsorgung eines älteren Computers etwa 500 Kilogramm. Bei den neuen Modellen ist die Menge noch größer. Die Produkte haben zudem eine relativ kurze Lebensdauer, da der technologische Fortschritt schnelllebig ist.


Wie schaffen wir also den Spagat zwischen technologischem Fortschritt und Ressourcenschonung?

Dr. Maria J. Welfens: Der technologische Fortschritt muss anders gestaltet werden. Umweltfreundliche, ressourcen- und energieeffiziente Herstellungsverfahren sind notwendig, genauso wie grüne Tarife mit Strom aus erneuerbaren Energien für Konsumenten und Produzenten. Aber auch ein „öko-intelligenter“ Umgang mit technischen Geräten ist zwingend erforderlich. Warum soll man seinen Computer wegwerfen, obwohl er noch funktioniert? Es muss Ansätze für Updates geben, um ältere Geräte auf den Stand der nächsten Produktgeneration zu bringen, damit sie für die Nutzer attraktiv bleiben. Denn Recycling der elektronischen Geräte ist sicherlich sinnvoll und notwendig, aber noch nicht die Lösung allen Übels.


Dr. Maria-Jolanda Welfens ist Leiterin des wissenschaftlichen Begleitprojektes "Rückgabe und Nutzung gebrauchter Handys" zur Handy-Aktion "Die Rohstoff-Expedition" am Wuppertal Institut.

 

Wuppertal Institut

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