Stadtvögel haben mehr zu picken als die Verwandten auf dem Land

Monotonie im Ackerbau bringt Feldvögel um ihr Futter

Feldvögel brüten auf Ackerflächen und suchen dort Nahrung. Ihre Bestände sind in Deutschland seit Jahrzehnten rückläufig. Die Deutsche Wildtier Stiftung (DeWiSt) warnt jetzt vor dem Aussterben einstiger Allerweltsvögel wie Feldlerche, Kiebitz oder Rebhuhn. Während für Singvögel wie Amsel, Rotkehlchen oder Kohlmeise der Tisch am städtischen Futterhäuschen reich gedeckt sei, müssten die „armen Verwandten“ auf dem Land darben.

Feldvögel - wie der Kiebitz - sind mittlerweile
vom Aussterben bedroht. © Deutsche Wildtier Stiftung/T. Martin

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„Schuld am Hunger der Feldvögel ist die Monotonie in unserer Agrarlandschaft“, erklärt Dr. Andreas Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung. Kleinparzellige Feldfluren, in denen durch unterschiedliche Mäh- und Erntezeiten immer Rückzugsorte für Feldvögel blieben, sind in große Wirtschaftsflächen übergegangen. Hecken wurden gerodet, Gräben und Wege begradigt. Damit verschwanden wichtige Lebensräume für Feldvögel. Inzwischen werden auf jedem fünften Hektar der landwirtschaftlichen Fläche nachwachsende Rohstoffe wie Mais oder Raps angebaut, Brachflächen gibt es seitdem fast keine mehr. Zudem wirken die eingesetzten Insektizide so radikal, dass Insekten fressende Vögel keine Nahrung mehr finden.

„Hocheffiziente Mähdrescher lassen bei der Ernte heute kein Körnchen als Winterfutter für die Vögel auf dem Acker übrig“, so Kinser. Zwar liefern die abgeräumten Flächen Energie oder Nahrungsmittel für die Menschen, Wildtieren bieten sie aber weder Futter noch Versteckmöglichkeiten vor Fressfeinden wie zum Beispiel dem Fuchs. Inzwischen gibt es weite Landstriche, in denen auf den Ackerflächen überhaupt keine Vögel mehr brüten.

Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert jetzt, mehr Ackerland brach liegen zu lassen. Landwirte sind mittlerweile sogar wieder gesetzlich verpflichtet, auf fünf Prozent der Ackerfläche der Natur Vorrang vor der Produktion zu geben. Eine der Möglichkeiten sei die Brache. „Leider schreibt das Gesetz auch vor, dass diese Flächen regelmäßig gemäht werden. Damit wird der Gedanke des Artenschutzes ad absurdum geführt“, erklärt Andreas Kinser weiter. Nicht nur die Feldvögel seien die Verlierer. Das verordnete Mähen nimmt auch Insekten ihre Überwinterungsmöglichkeiten.

Die Deutsche Wildtier Stiftung fordert deshalb, dass brachliegende Ackerflächen mindestens ein Jahr lang gänzlich unbearbeitet bleiben. Damit wäre Feldvögeln und anderen Wildtieren geholfen, gut über den Winter zu kommen.

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