Leitbild der „autogerechten Stadt“ hat noch nicht ausgedient
Wie viel Autos verträgt die Innenstadt? Der Einzelhandel verlangt in vielen Städten einen möglichst freien Zugang, Anwohner dagegen klagen über Lärm- und Umweltbelastung. Einige Städte wie zum Beispiel Freiburg, Münster, Hamburg oder Berlin haben inzwischen autofreie beziehungsweise autoreduzierte Viertel eingeführt. Die „autogerechte Stadt“, seit den späten 1940er Jahren jahrzehntelang Leitbild hierzulande, hat dennoch nicht ausgedient hat. Das wurde bei einem Symposium des Leipziger Leibniz-Instituts für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS) deutlich.
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Zwar sei die Stadtplanung mittlerweile weniger auf die „autogerechte Stadt“ konzentriert und beziehe auch andere Konzepte mit ein. Aber „noch immer steigende Pkw-Absatzzahlen und -Dichten sowie erheblich autozentriertere Dynamiken etwa in China oder Indien zeigen, dass wir uns auch heute noch mit diesen Denkfiguren auseinandersetzen müssen“, sagte Harald Engler vom IRS.
Bei der Veranstaltung, die zusammen mit dem Centre for Urban History im britischen Leicester organisiert wurde und in Berlin stattfand, gingen die Experten zudem auf die unterschiedliche Geschichte der Verkehrsplanung in den beiden deutschen Staaten ein. Während in Westdeutschland bereits in den 1970er Jahren im Zusammenhang mit Studentenbewegung und Forderungen nach mehr Bürgerbeteiligung autogerechte Konzepte kritischer betrachtet worden seien, habe man in ostdeutschen Städten weiterhin sehr autozentriert geplant. Als Beispiel verwies Engler auf den Berliner Alexanderplatz, der von mehrspurigen Straßen und einem Autotunnel umgeben ist. Ursache für diese Entwicklung sei zum einen die als Folge mangelnder Produktivität der Autoindustrie relativ geringe Pkw-Dichte in der DDR gewesen sowie der starke Einfluss von Funktionären.

in Kooperation mit dem idw - Informationsdienst Wissenschaft
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